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Symbolbild mit A- und B-Probe und dem Schriftzug "Doping Control"

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Dopingexperte: Gegen politisches Doping kommt man nicht an

Gegen Strukturen wie in Russland, also gegen politisches Doping, kommt man nicht an. Das betonte der Dopingexperte Walter Schmidt vom Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Bayreuth in der Bayern 2-radioWelt.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

radioWelt: Warum haben Sie als Wissenschaftler Zweifel, dass es keine sauberen Spiele werden in Pyeongchang?

Schmidt: Wenn wir uns die letzten olympischen Spiele anschauen, dann hat es immer sehr viele Dopingproben vorweg gegeben. Zum Beispiel, wenn wir Peking oder London sehen, jeweils 5.000 Proben, bei denen insgesamt sechs positive Fälle herausgekommen sind. In den Nachtests 2017 haben wir weit über 100 positive Fälle gehabt. So können wir das Ganze weiter nach hinten verfolgen. Wir können sehen, es hat eine lange Tradition mit anabolen Steroiden gegeben, durch die in bestimmten Disziplinen der Leichtathletik oder im Schwimmen so gut wie alle Spitzenplätze durch Doping unterstützt worden sind.

radioWelt: Seit Jahren beschäftigen Sie sich mit der Entwicklung von Methoden, um solche Manipulationen aufdecken zu können. Woran arbeiten Sie im Moment?

Schmidt: Im Moment arbeiten wir daran, bestimmte Substanzen feststellen zu können, die die körpereigene Stimulation der roten Blutkörperchen bewirken. Da gibt es in der Medikamenten-Geschichte der 50er- und 60er-Jahre Substanzen, die sehr wirksam sind, allerdings auch sehr große Nebenwirkungen zeigen. Wir haben Anzeichen und Hinweise, dass diese Substanzen auch im Sport wieder eingesetzt werden. Kobalt zum Beispiel ist ein Schwermetall, das die Blutbildung anregt. Es ist wegen sehr schwerer Nebenwirkungen vom Markt genommen worden und wird mittlerweile in Nahrungsergänzungsmitteln wieder eingesetzt.

radioWelt: Doping und der Nachweis von solchen Manipulationen – das scheint ein ewiges Hase und Igel-Spiel. Sie als Wissenschaftler hinken den Manipulationsmöglichkeiten ständig hinterher. Ist das frustrierend oder ein Ansporn?

Schmidt: Natürlich hinken wir immer ein kleines bisschen hinterher. Aber es gibt auch durchaus Projekte, wo bestimmte Substanzen, die von der Pharmaindustrie entwickelt werden, zeitgleich auch von uns beobachtet werden, insbesondere von den Anti-Doping-Laboren. Dort werden zeitgleich auch schon Tests entwickelt. Aber ich denke, das ist im Augenblick nicht das größte Problem, dass man als Wissenschaftler immer etwas hinterher hinkt. Im Augenblick sind die strukturellen Probleme wesentlich größer. Wenn sie solche Strukturen wie beispielsweise in Russland haben, kann man wissenschaftlich so gut sein wie man möchte – dagegen kommt man nicht an.