Er muss im Momenet einen der ganz Großen vertreten: Sven Ulreich steht aktuell zwischen den Pfosten des FC Bayern für den verletzten Welttorhüter Manuel Neuer. Die ersten Partien verliefen für den ehemaligen Stuttgarter nicht optimal: Ein dicker Patzer gegen Wolfsburg, als er einen Fernschuss von Maximilian Arnold durchrutschen ließ, brachte die Wende im Spiel: Nach einer 2:0-Führung für die Bayern endete die Partie 2:2. Und auch in der Champions League beim desaströsen 0:3 gegen Paris St. Germain konnte Ulreich seine Form nicht abrufen - wie seinen anderen Teamkollegen übrigens auch. Prompt wurde in den Medien diskutiert, ob der 29-Jährige der richtige Mann für den FCB sei.
Ulreich - der Titelbringer
Doch damals hieß der Coach noch Carlo Ancelotti. Als Jupp Heynckes das Traineramt bei den Bayern übernahm, schenkte er auch Ulreich das Vertrauen - und der dankte es ihm. Spätestens seit seinem gehaltenen Elfmeter im DFB-Pokal-Spiel gegen RB Leipzig gilt Ulreich als würdiger Neuer-Ersatz. Und der Welttorhüter adelte seinen Stellvertreter nach dem gehaltenen Elfmeter beim 5:4 im DFB-Pokal gegen RB Leipzig als "Elfmeterkiller" und "Titelbringer." Und nach dem Topspiel vor der Länderspielpause gegen 3:1 befand Heynckes: "Sven Ulreich hat uns im Spiel gehalten."
"Fußball ist so schnelllebig, das sind wir ja gewohnt. An einem Tag bist du der Depp, am anderen kannst du der Held sein." Sven Ulreich in einem Interview mit der Münchner 'tz'
Ulreich - der Vorbereiter
Grundsätzliche Zweifel will der 190-malige Bundesligaspieler auch nicht an sich heranlassen. "Bayern holt keinen Torhüter, der nichts drauf hat oder als Backup für Manu nicht gut genug ist", betonte Ulreich. Und stellte klar: "Es gibt nur wenig, was ich besser machen kann als er." Beim 2:1 gegen Celtic Glasgow in der Königsklasse gelang ihm aber etwas, wofür sonst Neuer so gepriesen wird: das Einleiten von Toren. Einen weiten Pass von Ulreich verwertete Kingsley Coman zur Führung, dem Bayern-Keeper wurde eine Vorlage gut geschrieben.
Neuer soll in der Winterpause wieder einsteigen und dann im neuen Jahr sein Comeback geben. Bis dahin kann Ulreich weiter Werbung in eigener Sache betreiben. Die Zusammenarbeit mit dem 31-Jährigen hat ihn weitergebracht. "Wenn man so einen Weltklassetorhüter jeden Tag im Training vor sich hat, dann schaut man sich einiges ab. Man kann aber nicht alles kopieren, weil es viel Gottesgabe ist, was Manu da geschenkt bekommen hat", sagte Ulreich. Eine Stärke hätte er von Neuer aber schon gerne. "Manu hat die Gabe, dass er so schnell antizipieren kann, wohin der Ball kommt, bevor der Gegner schießt. Das ist schon enorm."
Im Sommer läuft sein Vertrag aus
Dabei war ein Abschied des 29-Jährigen noch im vergangenen Sommer nicht unwahrscheinlich. In den ersten 21 Monaten seines Bayern-Engagements kam Ulreich nur auf drei Einsätze. Eine Bänderverletzung im rechten Ellenbogen verhinderte im Saisonfinale, dass sich der Schorndorfer für andere Vereine weiter empfehlen konnte. Sein Vertrag bei den Bayern läuft nächsten Sommer aus. Ob er der Kontrakt verlängert oder den Verein wechseln will, da macht sich Ulreich "keinen Stress": "Ich werde im Sommer 30, bin in einem sehr guten Torwart-Alter. Ich habe gute Möglichkeiten – sei es hier oder woanders. Das muss ich abwarten."