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Schal mit Aufschrift "50+1 bleibt"

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50+1-Regel: Rummenigge plädiert für Lockerung

Die 50+1-Regel ist seit Jahren ein Dauerthema im deutschen Fußball. Bei einzelnen Vereinen ist sie ohnehin aufgeweicht, FC Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge möchte den Umgang mit der Regel den einzelnen Klubs überlassen.

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"Wir sind der Letzte der Big Five in Europa, der sich diesen Luxus leistet. Jeder muss für sich entscheiden, ob er die Tür für neue Investoren aufmacht. Man sollte den Vereinen, wenn sie das wollen, diese Entscheidung lassen", sagte Rummenigge am Rande eines Fußballkongresses in Frankfurt am Donnerstag (07.09.17).

Allerdings glaubt Rummenigge nicht daran, dass die deutschen Profivereine hier eine schnelle Entscheidung fällen könnten. "Jeder weiß: Wenn einer klagt, wird er gewinnen. Aber wir werden uns in Deutschland erst dann damit beschäftigen, wenn wir in eine Krise geraten. Die ist momentan nicht in Sicht", so Rummenigge. Grundsätzlich plädiert er dafür, dass jeder Klub selbst entscheiden darf, wie er mit der 50+1-Regel umgehen will.

Die 50+1-Regel war zuletzt vor einigen Monaten intensiv diskutiert worden. Der langjährige Investor des TSV 1860 München, der Jordanier Hasan Ismaik, hatte im Juli angekündigt, gegen die Beschränkung klagen zu wollen. Die in den Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verankerte Regelung soll verhindern, dass Investoren die Mehrheit an den als Kapitalgesellschaften organisierten Vereinen erlangen.

Wird die Ausnahme zur Regel?

In Deutschland gibt es allerdings einige Ausnahmen. Denn die Regel kann gekippt werden, wenn sich ein Investor mehr als 20 Jahre in einem Verein engagiert. Bei 1899 Hoffenheim wurde die 50+1-Regel aufgrund des jahrelangen Engagements von Dietmar Hopp bereits außer Kraft gesetzt. Bayer Leverkusen (gehört zur Bayer AG) und der VfL Wolfsburg (als Tochter von Volkswagen) bilden ebenfalls Ausnahmen.

In Hannover möchte Martin Kind, der sich seit 1997 bei den Niedersachsen engagiert, ebenfalls eine solche Ausnahme für sich beanspruchen - sehr zum Missfallen der Fans. "Ich bin dafür, dass wir 50+1 beerdigen und ein neues Regelwerk entwickeln", sagte Kind beim Frankfurter Fußball-Kongress: "Das Kapital muss die Entscheidungen treffen."

Rettig verteidigt 50+1-Regel

Skeptisch sieht dagegen Andreas Rettig, Sportdirektor des Zweitligisten FC St. Pauli, die Forderungen von Rummenigge und Kind. "Die 50+1-Regel ist nicht nur wirtschaftlich und rechtlich zu sehen, sondern auch ein sportpolitisches Statement, das die Verbandsautonomie stärkt. Wenn die Regel fällt, kann man nicht mehr differenzieren zwischen guten Investoren und schlechten Investoren", sagte er. Rettig zeichnete ein eher düsteres Bild, falls Sportvereine ihre Autonomie an Investoren, Sportagenturen oder ähnliche Quereinsteiger abgeben: "Wir verlieren die gesellschaftliche Bedeutung."