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Bitcoin

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Start-ups sammeln Geld ein mit der Blockchain

Die Blockchain kennt man als die Technik hinter dem Bitcoin. Auf dem "ICO-Festival" in München zeigten Unternehmen, wie sie mit der Blockchain sonst noch Geld machen wollen. Und das Startkapital besorgen möchten sie sich damit auch. Von Achim Killer

Über dieses Thema berichtet: Computermagazin & Umbruch am .

Eine Blockchain stellt man sich am besten als Buchungssystem vor, das jeder auf seinem Rechner gespeichert hat, der damit zu tun hat. Das macht sie fälschungssicher. Außerdem sind die Buchungen so miteinander verwurstelt und durch kryptografische Prüfziffern gesichert, dass nun wirklich niemand etwas manipulieren kann.

Virtuelle Aktien

So lassen sich virtuelle Währungen programmieren wie der Bitcoin, aber auch Krypto-Aktien. Die nennen sich dann nicht Coins, sondern Token.

"So ein Token ist relativ nah dran an dem, was wir in der alten Welt als Wertpapier kennen. Er verbrieft die Teilhabe an einem Betriebsergebnis." Sven-Roger von Schilling, Geschäftsführer Finanzberatung SVSCapitalpartners

Initial Coin Offering

Wenn Unternehmen sich so Startkapital beschaffen, spricht man von einen Initial Coin Offering. Und diese ICOs elektrisieren derzeit sowohl seriöse Gründer als auch Glücksritter und Betrüger. "ICO-Festival" nannte sich denn auch - passend zur Euphorie in der Blockchain-Branche - eine Informationsveranstaltung diese Woche in München.

Blockchain vs. Amazon

Das bereits etablierte Software-Haus Gambio beispielsweise will nichts weniger, als mit Hilfe der Blockchain Amazon Konkurrenz machen. Eine Genossenschaft unabhängiger Händler soll so entstehen, die heute noch über Amazon ihre Waren feilbieten. "Wir haben festgestellt, dass diese Händler gerne einen Marktplatz hätten, bei dem sie mehr mitbestimmen können", sagt Denis Scheller, der für Gambio neue Geschäftsfelder entwickelt.

Blockchain und Smart Contract

Die Satzung der Genossenschaft wäre dann in Form sogenannter Smart Contracts in der Blockchain kodiert. Und das Startkapital soll selbstverständlich über ein ICO hereinkommen. Ein durchaus erfolgversprechendes Geschäftsmodell.

Ohne Technik-Verständnis geht gar nix

Aber die Blockchain ist nix für Leute, die das schnelle Geld machen wollen. Wer investiert, muss unbedingt die nun wirklich nicht alltägliche Technik verstehen. Und es gibt weitere Fallstricke: Wenn etwa ein smart Contract bestimmte Zahlungen festlegt und er ist fehlerhaft programmiert, dann steckt das virtuelle Geld in der Blockchain fest und kommt da nie mehr raus.

Ein paar Millionen kommen schon mal weg

Im aktuellen Start-up-Boom kommen schnell mal ein paar Millionen Dollar oder Euro in Form von Kryptogeld weg. Gefährlich ist vor allem der Weg des Geldes der Anleger in die Blockchain. Cyberkriminelle stellen Phishing-Sites ins Netz und verleiten die Anleger dazu, von dort die Blockchain-Adresse zu erfragen, auf die sie ihr Geld einzahlen. Fallen sie darauf rein, ist das Geld weg. Die israelische IT-Sicherheitsfirma Segasec bietet deshalb einen speziellen Anti-Phishing-Service für ICOs an.

Erfolg mit dem Ponzi-Coin

Vor allem aber müssen Anleger sich darum kümmern, was für ein Geschäft es ist, das da in einer Blockchain abgewickelt werden soll. Denn die Blockchain ist nicht nur eine Zukunftstechnologie, sondern damit wird oft auch digitales Schlangenöl verkauft, etwas, das nix nützt, aber angeblich für und gegen alles hilft. So haben Witzbolde schon Ponzi-Coins angeboten - Ponzi-Scheme ist das englische Wort für Schneeballsystem – oder useless, also nutzlose, Ether. Ether – ohne "useless" - ist ebenfalls eine Krypto-Währung. Gelacht hat kaum jemand. Die Komiker hatten keine Chance: Die Leute haben gekauft.