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Darknet

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Das Darknet ist für Kriminelle nicht mehr sicher

Wer im Darknet Waffen oder andere heiße Ware verkauft oder erwirbt, treibt viel Aufwand, um anonym zu bleiben. Einige Zeit hat das gut geklappt. Doch Ermittler haben Wege gefunden, den Tätern auf die Spur zu kommen. Von Florian Regensburger

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Der Amokläufer vom Olympia-Einkaufszentrum in München hatte seine Waffe im Darknet bestellt. Doch dieser virtuelle Ort, der einmal als absolut sicherer und anonymer Weg für geheim zu haltende Transaktionen aller Art galt, ist das heute nicht mehr. Die Polizei hat den mutmaßlichen Verkäufer der Waffe ermittelt, er steht jetzt vor Gericht.

Ermittler übernehmen Marktplätze

So können Netzbetreiber oder IT-Sicherheitsfirmen den Polizeibehörden Tipps liefern, wenn sie verdächtige Datenbewegungen feststellen, die zum Beispiel auf dauernde Zugriffe auf einen bestimmten Webserver über anonymisierte Netze hinweisen; So wie im Fall des Marktplatzes Hansa, den internationale Behörden im Juli übernommen und schließlich stillgelegt haben. Bei der "Bayonet" genannten Operation hatten die US-amerikanische Drogenbehörde DEA, das FBI, Europol, die niederländische Bundespolizei sowie das BKA und die hessische Staatsanwaltschaft die Betreiber von Hansa sowie eines weiteren Marktplatzes, Alphabay, identifiziert, festgenommen und die beiden Marktplätze noch eine Zeit lang selbst weiterbetrieben. Dabei sollen sie an die Daten von rund 10.000 Käufern verschiedenster illegaler Waren gelangt sein.

Schwieriger ist es, auch an die Ver-käufer heranzukommen, hier müssen die Ermittler vor allem auf unvorsichtiges Verhalten hoffen. So hatte etwa sogar der Betreiber von Alphabay selbst in dem Darknet-Marktplatz dieselbe E-Mail-Adresse verwendet, wie im sichtbaren Teil des Netzes - etwa zur Anmeldung bei Paypal. Damit konnten die Ermittler ihn zurückverfolgen. Derselbe Fehler unterläuft auch manchem Händler.

Ermittler infiltrieren Marktplätze

Ein weiterer Ansatz ist, dass Ermittler sich selbst ins Geschehen mit einmischen, sich als potenzielle Käufer für im Darknet gehandelte Waren ausgeben. Der Händler, der dem OEZ-Amokläufer mutmaßlich die Waffe verkauft hatte, wurde bei so einem Scheingeschäft überführt , das die Ermittler arrangiert hatten. Zunächst versuchen die Cyber-V-Männer meist, mit den Händlern in eine Kommunikation zu treten und ihm so vielleicht die eine oder andere unvorsichtige Äußerung zu entlocken, "die Hinweise auf die Identität geben könnte", wie Oberstaatsanwalt May in dem Interview sagte.

Die Ermittlungsarbeit im Darknet wirft aber auch Probleme auf, rechtliche wie moralische. Denn: Übernimmt die Polizei einen Darknet-Marktplatz für eine gewisse Zeit, stellt sie zum Beispiel eine Infrastruktur beziehungsweise eine Plattform für kriminelle Handlungen bereit. Dazu macht sie das Darknet zu einem potenziell unsichereren Ort zum Beispiel für politisch Verfolgte in autoritären Regimen, die das Darknet zur sicheren, anonymen Kommunikation mit Gleichgesinnten nutzen.