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Gemälde von Anselm Feuerbach

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Wie Museen sich auf Jugendliche einstellen

In der Bayerischen Staatsoper oder im Residenztheater sind vor allem ältere Besucher unterwegs. Aber etwa die Pinakothek der Moderne oder das Museum Brandhorst mit zeitgenössischer Kunst locken auch viele jüngere Besucher an. Von Julie Metzdorf

"Das Klischee, dass das Museum ein elitärer Tempel ist für Eingeweihte , das ist Quatsch. Wir haben wirklich viele junge Menschen, vor allem in der Pinakothek der Moderne, am Sonntagnachmittag sind hier Familien - der symbolische Eintrittspreis beträgt einen Euro." Jochen Meister, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Jochen Meister ist Leiter der Abteilung Kunstvermittlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Ja, er will Kinder ins Museum locken, aber gar nicht so sehr, um für den späteren Besucher-Nachwuchs zu sorgen, sondern weil Museen nun mal ein Ort für alle sein sollen, ganz egal ob Mütter mit Baby, Geflüchtete oder Sehbehinderte.

"Ich möchte etwas für Kinder, ich möchte etwas für Erwachsene auf der Basis, warum das Museum ein attraktiver Ort ist, das kann auch einfach ein gelungener Sonntagnachmittag sein." Jochen Meister, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Kinder werden selbst zum Museumsführer

Das Angebot ist breit gefächert: Es gibt Känguru-Führungen für Eltern mit Babys und Programme für Demenzkranke, Zeichenkurse vorm Original, Fremdsprachen-Führungen durch Muttersprachler oder auch 30-Minuten-Führungen für Eilige. Für Kinder gibt es Ferienprogramme, in denen sie eine Woche lange jeden Tag ein anderes Museum kennenlernen und natürlich auch selbst Dinge ausprobieren können. Beim Projekt "Pi.lot" werden Jugendliche sogar selbst zu Museumsführern ausgebildet – und erklären einmal im Monat die Kunst so, wie sie sich das vorstellen.

"Man muss sich um den Nachwuchs kümmern, es ist vor allem auch dahingehend wichtig: jeder der Steuern bezahlt, zahlt auch für diese Einrichtungen, wichtige Orte außerhalb ihrer Alltagswelt kennenlernen, Orte wo sie Wurzeln und Quellen entdecken." Jochen Meister, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Sogar Programme für Krippenkinder gibt es schon:

"Natürlich kann man mit einem sieben Monate alten Kind keine Kunstgeschichte machen, aber man kann Geschichten erzählen, man kann die Schwelle senken, die Kinder nehmen diesen Ort als etwas Selbstverständliches wahr." Jochen Meister, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Viele Schüler kommen skeptisch und gehen begeistert

Abgesehen von all jenen Erwachsenen und Kindern, die sich gern anlocken lassen, gibt es noch die Schulklassen: Nicht ganz freiwillig, aber am Ende meist positiv überrascht, besuchen jedes Jahr Hunderte von Schülern die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Für Führungen der Schulklassen ist das MPZ, das Museumspädagogische Zentrum in München verantwortlich, eine Einrichtung, die hauptsächlich vom Freistaat Bayern finanziert wird. Michael Bauerbeiß betreut das Bayerische Nationalmuseum – ein Museum mit vielen gotischen Mariendarstellungen und Renaissanceschnitzereien – also nicht gerade der "heißeste Scheiß" für junge Leute. Aber in aller Regel reagieren sie positiv, weiß Bauerbeiß.

Einschränkungen gibt es nur wenige: So macht Bauereiß einen weiten Bogen um brutale Heiligenmartyrien – köpfen, verbrennen, Haut abziehen – das ist nichts für Kinderaugen. Andere christliche Geschichten können aber Sinn machen – und sind auch für Kinder aus muslimischen Familien interessant:

"Wenn sie solche Geschichte wie den Martin haben, dann können sie das wunderbar interkulturell aufziehen, denn Barmherzigkeit ist ja eine der Säulen des Islam." Michael Bauerbeiß, Bayerisches Nationalmuseum

Ritter liegen vorn

Am beliebtesten unter den Schülern sind übrigens Führungen zum Thema Ritter. Bauereiß versucht das Ganze möglichst friedenspädagogisch anzugehen. Zwar fragten gerade die Jungs auch immer wieder nach den Waffen, es gehe aber vor allem und den sportlichen Aspekt des Turnierwesens.

Van Gogh goes Internet

Wichtig: Es geht nicht nur um Wissensvermittlung, sondern Museum soll Spaß machen. Hemmschwellen senken und Museen zu vertrauten Orten machen, ist aber nur eine mögliche Strategie. Ein anderer Weg, vor allem Jugendliche anzusprechen, ist die digitale Vermittlung. Das Netz ist der natürliche Lebensraum der "digital natives", also sollten sich auch Museen im Netz präsentieren. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben bereits ihren kompletten Bestand in einem Katalog online gestellt. Wer "van Gogh" und "Sonnenblumen" googelt, landet schnell auf den Seiten der Pinakotheken – und kommt dann vielleicht auch persönlich vorbei, hofft Antje Lange, verantwortlich für die Digitale Kommunikation der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen:

"Das Original ist natürlich durch nichts zu ersetzen, nichts kann die Erfahrung ersetzen die man hat, wenn man der Skulptur im Museum gegenübersteht. Aber es kann der Vermittlung dienen und es kann im besten Fall dazu führen, dass jemand sagt, das ist ja eine wunderschöne Statue, die muss ich sehen." Antje Lange, Bayerische Staatsgemäldesammlungen