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Milo Rau

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Verstörende Doku im Kino: Milo Raus "Kongo Tribunal"

2015 inszenierte Milo Rau ein "Kongo Tribunal" - einen fiktiven Gerichtsprozess, um zu ermitteln, wer Schuld ist am Bürgerkrieg im Kongo. Jetzt kommt ein Film in die Kinos, in dem Rau das Projekt selbst dokumentiert hat. Von Christoph Leibold

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Am Ende tritt Milo Rau selbst in den Zeugenstand und erklärt, das "Kongo Tribunal" habe keine Gesetzesmacht, es könne nur symbolischen Effekt haben. Tatsächlich hatte es dann aber reale Nachwirkungen. Im Abspann ist zur erfahren, dass kurz nach dem fiktiven Prozess zwei Vertreter einer Regionalregierung gefeuert wurden. Im Kongo bauen internationale Großkonzerne und dubiose Staatsorganisationen wertvolle Rohstoffe ab. Einheimische Bauern und Bergarbeiter werden verjagt. Marodierende Milizen verüben regelmäßig Massaker - und das Militär (UN-Blauhelme inklusive) schaut tatenlos zu. So ist ein rechtsfreier Raum entstanden, in dem die Ausbeuter nach Belieben Schalten und Walten können.

Schuldig ist auch der Westen

Menschenrechtsexperten, Minenarbeiter, aber auch Minister treten in den Zeugenstand. Verblüffend, wie es Rau gelungen ist, Vertreter diametral entgegengesetzter Anschaungen dazu zu bewegen, bei diesem Prozess gemeinsam mitzuspielen. Denn ist ein Spiel, aber eben eines mit hohem Einsatz. Am Schluss fällt eine Jury aus Kongokennern unterschiedlichster Couleur ein Urteil, das zwar rechtlich nicht bindend ist, aber hohe moralische Aussagekraft hat. Verurteilt wird dabei nicht nur die Regierung des Kongo, sondern auch die EU. Im Kongo wird unter anderem Coltan abgebaut, das für die Herstellung von Handys unerlässlich ist. Vor allem die westlichen Industrienationen profitieren von der Ausbeutung Afrikas. So treffen die Verhörfragen dieses verstörenden Gerichtsfilms auch uns Zuschauer.