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Die Dichter Tristan Marquardt und Jan Wagner

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„Unmögliche Liebe“ – Minnelyrik heute

Der Dichter und Mediävist Tristan Marquardt und Jan Wagner, der am 28. Oktober mit dem Büchner-Preis den wichtigsten Preis für deutschsprachige Literatur erhält, ließen rund 140 Minnelieder von Dichtern ins Heute übertragen. Von Cornelia Zetzsche

„Unmögliche Liebe“

 „ist die liebe samt verlangen/ erst mal voll in fahrt geraten,/ weh den männern, deren herz sie überrollt“ (Frauenlob, übersetzt von Judith Zander)

 Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, wußte, wovon er sprach. Die Minne vor 800 Jahren war ein Ding der Unmöglichkeit, berühmte Minnelieder wie dieses, galten der frôuwe, der Herrin, der Dame, der Schönsten, der Besten, die von höherem Stande oder verheiratet und also unerreichbar war für den, der sie besang.

„wer über die stränge schlägt, ist selber schuld,/ bringt er jedoch gar nichts ein/ dieser dienst an teuren fräulein …“ (Frauenlob/ Zander)

Lyrisches Highlight

Rund 140 solcher Minnelieder, romantische, freche, gesellschaftskritische sammelten die beiden Dichter Tristan Marquardt und Jan Wagner in ihrer opulenten Anthologie. Ein Highlight des Bücherherbstes.

„Minnelyrik ist ja die Grundlage, auf der wir alle aufbauen, wenn wir Lyrik schreiben, aber viele Dichter werden nicht mehr gelesen. es galt also, einen Schatz zu heben.“ (Jan Wagner) 

Wie frisch, lebendig und heutig diese Minnelieder sind, zeigen die Übertragungen von namhaften Lyrikern unserer Zeit, von Marcel Beyer über Durs Grünbein bis Nora Gomringer. Mit Hilfe von Mediävisten lieferten sie ihre Versionen der mittelalterlichen Dichtung.

„Das Buch ist ein Doppelporträt. Wir haben ein Porträt der großen Alten und ein Porträt der heutigen Lyrik-Szene. es war schon der Wunsch zu zeigen, wer heute wie schreibt, quer durch alle Altersstufen und Schreibweisen.“ (Jan Wagner)

„Unmögliche Liebe“, Hrsg.: Tristan Marquardt, Jan Wagner, Hanser 32 Euro