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Thomas Hengelbrock

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Thomas Hengelbrock wirft hin: Elbphilharmonie-Dirigent geht 2018

Als Dirigent in der Elbphilharmonie war er umstritten: Thomas Hengelbrock leitet seit 2011 das NDR-Orchester. Im Sommer kündigte er an, 2019 zu gehen. Innerhalb von Tagen war ein Nachfolger genannt. Jetzt wirft Hengelbrock hin. Von Peter Jungblut.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Das ist ein Abgang mit Donner und Blitz: In einem Interview mit der Hamburger Ausgabe der "Welt" kündigte Thomas Hengelbrock an, schon nächstes Jahr zu gehen. Offenbar ist der umstrittene Dirigent beleidigt, weil sein Arbeitgeber NDR für Klassik-Verhältnisse rasend schnell einen Nachfolger zur Hand hatte. Wörtlich wird Hengelbrock in der "Welt" zitiert:

Ich hatte den NDR (...) frühzeitig darüber informiert, dass ich meinen Vertrag nicht noch ein weiteres Mal verlängern werde. Sehr unerfreulich war dann das Vorgehen des NDR, unmittelbar nach der öffentlichen Ankündigung dieses Schrittes, meinen Nachfolger zu benennen und noch in derselben Woche, in der ich zehn Konzerte zu dirigieren hatte, vorzustellen. Das ist vollkommen unüblich und hat nach außen einen ganz falschen Zungenschlag in diese Sache gebracht.

Druck auf Hengelbrock wuchs

Es ist kein Geheimnis, dass Kritiker, Management und Orchestermitglieder mit Hengelbrocks Leistungen unzufrieden waren. Häufig war in den vergangenen Monaten zu lesen, es sei bedauerlich, dass ein erstrangiges, ja sensationelles Gebäude wie die Elbphilharmonie leider kein dazu passendes "erstrangiges" Orchester beheimate. Das richtete sich natürlich direkt gegen Hengelbrock. Der bisherige New Yorker Dirigent Alan Gilbert soll das spätestens ab 2019 ändern und für den gewünschten Glanz sorgen: Er bekam einen Fünf-Jahres-Vertrag.

War er die falsche Wahl?

Womöglich war Hengelbrock von Anfang an die falsche Wahl für die heikle Aufgabe an der Elbe: Er gilt als introvertierter Barock-Spezialist und ist kein Orchester-Chef, der für Glamour steht. Obendrein ist er kein großer Kommunikator. So bedauerte er in der "Welt", dass sein Orchester nicht "mehr Eigeninitiative" entwickelt habe, außerdem könne er sich nicht an "grundsätzliche Dinge und Haltungen im öffentlich-rechtlichen System" gewöhnen. Es scheint, dass Hengelbrock mit seinem Arbeitsplatz in keiner Weise "warm" wurde. Allerdings macht es Hamburg seinen Dirigenten generell nicht leicht: Die frühere Opernchefin Simone Young wurde regelmäßig ausgebuht und beklagte sich über starrsinnige Gegner im Publikum.

Übergangszeit geregelt

Der NDR-Klangkörpermanager Achim Dobschall wird in Hamburger Zeitungen mit dem Hinweis zitiert, in der kommenden Konzertsaison werde Alan Gilbert zwei wichtige Konzertprojekte leiten, außer ihm solle der polnische Dirigent Krzysztof Urbanski mit mehreren Programmen die Spielzeit prägen.