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Regisseurin Dorothea Schroeder im Gespräch mit dem Publikum

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Syrer und Ostpreußen - das Münchner Doku-Theater "Kalte Heimat"

Syrer und Ostpreußen - das Münchner Doku-Theater "Kalte Heimat"

Flüchtlingslawine! Das ist zu viel! Gefühle, wie sie schon vor 70 Jahren laut wurden: Da standen mehrere Millionen Vertriebene vor der Tür. Parallelen zwischen Ostpreußen und Syrern drängen sich auf und sind Thema eines Theaterabends. Von T. Stosiek

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Die Integration von rund 10 Millionen Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gilt als Erfolgsgeschichte. Und gehört als solche gewissermaßen zu den Gründungsmythen der alten Bundesrepublik. Dass Regisseurin Dorothea Schroeder dem ein differenzierteres Bild entgegensetzt, kündigt sich schon im Titel ihres Theaterabends an: "Kalte Heimat…"

"Mitnichten sind diese Herrschaften freundlich empfangen worden, mitnichten. Sogar im Gegenteil. Und das zieht sich durch die Interviews durch, dass die Ablehnung riesengroß war, riesengroß! Und ich finde das gar nicht uninteressant, das heute mal zu hören." Regisseurin Dorothea Schroeder

Bei ihrer Stückrecherche hat Schröder mit Menschen gesprochen, die – obwohl "Volksdeutsche" – nicht als Landsleute, sondern als Fremde empfangen wurden. Als überflüssige Esser, Schmarotzer, Krankheitsschleudern. Dazu kamen die falsche Konfession, die falschen Sitten – und vor allem: der falsche Zungenschlag.

Vier Biographien – erzählt und verkörpert von vier Schauspielern – hat Schroeder ineinander verflochten. Fluchtgeschichten, die sämtlich in Bayern enden, aber an ganz unterschiedlichen Orten ihren Ausgang nehmen, im Sudetenland, im schlesischen Riesengebirge oder in Reval, dem heutigen Talinn.

Weg von Doku-Fiktion, hinein in die Realität

So schrecklich die Erlebnisse sind, von denen die Geschichten erzählen – im rhythmischen Wechsel der Stimmen und begleitet von Musik kommen sie fast märchenhaft daher. Wie aus einer längst vergangenen Zeit – deren Ferne es gleichzeitig erst möglich macht, das Erzählte zu inszenieren, zu ästhetisieren und damit stets auch ein wenig zu verklären.

Damit ist vielleicht auch der ästhetische Bruch erklärt, der sich ereignet, wenn die Perspektive von den "alten" Geschichten zurück in die Gegenwart schwenkt. Weg von der – wenngleich dokumentarischen – Fiktion und hinein in die Realität. Aus Schauspielern werden dann Performer, und aus Zuschauern Teilnehmer kleiner Diskussionsgruppen, die sich mit Geflüchteten etwa darüber austauschen sollen, wann und wo sie sich einmal fremd gefühlt haben.

Was als erzählender Theaterabend beginnt, entwickelt sich also über eine geführte Diskussion schließlich zu einem gemeinsamen Essen. Mit dem Theater ist früher Schluss als erwartet. Der Abend ist dafür umso länger.