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Alphörner zum Auftakt

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Alphorn und Jodler: "Various Voices"-Chorfestival in München

91 schwule und lesbische Chöre aus aller Welt treffen sich derzeit an der Isar. Der Auftakt mit Schuhplatteln, Jodeln und Alphörnern geriet sehr folkloristisch: Internationale Gäste genossen es. Die Botschaft ist klar: Toleranz. Von Peter Jungblut.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Vier Alphörer weisen den Weg zum schwullesbischen Chor-Festival "Various Voices" im Münchener Gasteig-Konzertsaal, nicht gerade typische Instrumente für die Szene. Und Donat Frey und seine Begleiter aus Bernau am Chiemsee sind auch nicht homosexuell, sondern sollten nur bajuwarisches Flair für die internationalen Gäste verbreiten.

Wir haben da keine Berührungsängste. In der Zwischenzeit ist das eigentlich normal, und man denkt sich nichts mehr dabei. - Donat Frey

"Irgendwann später" in Polen

Das gilt natürlich beileibe nicht für die ganze Welt, nicht mal für ganz Europa. Adrian Krzywicki vom Chor "Voces Gaudii" aus Warschau hat es schwer, in seinem Heimatland offen schwul aufzutreten.

Ja, wir sind ein gemischter Chor, zehn Männer, zehn Frauen. Wir sind überhaupt der erste schwullesbische Chor in Polen. Ein rein schwuler Männerchor wäre derzeit nicht durchsetzbar, das ist zu schwierig in der Öffentlichkeit, vielleicht irgendwann später. - Adrian Krzywicki

Jodeln wie bei einer Fluss-Kreuzfahrt

91 schwullesbische Chöre werden in den nächsten Tagen in München auftreten. Die Eröffnungsgala gestern Abend war eine Mischung aus Jodeln, Schuhplatteln und einer Prise Patrick Lindner - also nicht gerade experimentell. Es moderierte Gloria Gray, die schon mal in Zwiesel für das Bürgermeisteramt kandidiert hatte. Das erinnerte eher an ein Programm für eine Flusskreuzfahrt, aber den internationalen Gäste sollte wohl ein Bilderbuch-Bayern präsentiert werden. Daniel Gaiser vom Schwubs-Chor aus dem schweizerischen Bern.

Wir sehen natürlich gerne, was die anderen machen, man kann sich inspirieren lassen. Es ist auch ganz witzig zu sehen, was die anderen können, was wir können. Alles andere spielt natürlich auch eine Riesenrolle, dass man da Zeichen setzt, 3000 Schwule und Lesben, das ist schon was. - Daniel Gaiser

"Wir sind Botschafter"

Justin Gazard kommt mit seinem Chor aus Neuengland - aus Hartford, Connecticut, der Geburtsstadt von Mark Twain. Viel Erfahrung haben sie noch nicht mit internationalen Auftritten.

Es ist ziemlich aufregend für uns, wir sind zum ersten Mal dabei. Wir teilen alle die Liebe zum Lied, zur Musik. In einem schwulen Chor haben wir die einzigartige Möglichkeit, alle Gleichgesinnten zu erreichen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. Wir teilen ihre Bedürfnisse, ihre Interessen, wir sind ihre Botschafter. - Justin Gazard

"Winter in Kanada" auf Langeoog

Das Kennzeichen der meisten Chöre sind neue Texte auf alte Melodien. Petra Pechaczek von den "Weibrations" aus Karlsruhe.

Es ist einfach schön, in einem Lesbenchor zu singen, weil man sich einfach versteht und wir haben ja auch eigene Texte, die eine heterosexuelle Frau vielleicht nicht unbedingt singen würde. Nichts Anrüchiges, aber doch auf unsere Lebenssituation gemünzt. Das ist dann schon was Besonderes, das zu singen. Es gibt einen schönen Schlager, "Winter in Kanada", da haben wir "Trauringe selbst gemacht" draus gemacht. Es geht um ein Lesben-Pärchen, was seine Hochzeit plant und auf Langeoog seine Trauringe schmiedet, also richtig schön kitschig, und dann geht natürlich alles den Bach runter. - Petra Pechaczek

Auftritte bei Hochzeiten und im Fernsehen

Der größte schwule Chor mit 200 Mitgliedern kommt aus London. Mark Kember versteht sich mit seinen Männern als Vorkämpfer für Toleranz, weit jenseits der Stadtgrenzen.

Wir sind hier, um die Leute zu repräsentieren, die sich immer noch fürchten, Hand in Hand über die Straße zu gehen oder ihren Arbeitskollegen zu sagen, dass sie schwul sind. Wir wollen ein Leuchtfeuer dafür sein, dass sich niemand schämen muss, offen und stolz zu sein. Wir singen bei Hochzeiten, Geschäftseröffnungen, im Fernsehen, um unsere Botschaft rüber zu bringen. - Mark Kember

Noch bis 13. Mai in München.