Thilo Sarrazin
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Verlag zieht Buchpublikation von Thilo Sarrazin zurück

Verlag zieht Buchpublikation von Thilo Sarrazin zurück

Die Verlagsgruppe Random House wird das geplante neue Buch des Bestsellerautors Sarrazin nicht veröffentlichen. Der Arbeitstitel lautete: "Feindliche Übernahme - Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht". Von Knut Cordsen

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Am kommenden Montag werden sich der 73-jährige Bestsellerautor ("Deutschland schafft sich ab", "Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland", "Wunschdenken. Europa, Währung, Bildung, Einwanderung - warum Politik so häufig scheitert") und sein bisheriger Verlag Random House vor dem Münchner Landgericht treffen. Der Grund: Der frühere Berliner Finanzsenator und Bundesbanker Thilo Sarrazin streitet sich vor Gericht mit seinem Verlag über ein neues Buch, dessen geplante Veröffentlichung die zur Verlagsgruppe Random House zählende Deutsche Verlags-Anstalt zurückgezogen hat. Random House erklärte dazu heute:

"Zwischen Thilo Sarrazin und uns gibt es eine Auseinandersetzung über ein unveröffentlichtes und nicht angekündigtes Buch. Über diese Auseinandersetzung wird am Montag vor Gericht verhandelt. Wir werden daher zum jetzigen Zeitpunkt die bisherige Berichterstattung dazu inhaltlich nicht kommentieren, stellen aber klar, dass wir das nicht angekündigte Buch von Thilo Sarrazin weder 'stoppen', noch seine Publikation erschweren oder verhindern wollen. Der Autor kann sein Buch jederzeit in einem anderen Verlag publizieren." Random House

Islamkritik in Buchform

Thilo Sarrazin war zuletzt als einer der Erstunterzeichner der sogenannten "Erklärung 2018" in Erscheinung getreten. Darin heißt es: "Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird." Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung sollte sein neues Buch Ende August erscheinen und den Titel "Feindliche Übernahme - wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht" tragen. Gegenüber der "Bild"-Zeitung bestätigte Sarrazin, im November 2016 "mit Random House auf der Grundlage eines 10-seitigen Exposés einen Vertrag für das Islam-Buch geschlossen und das Manuskript vorfristig Mitte Februar 2018 abgeliefert zu haben". Gegenüber "Bild" äußerte sich Sarrazin in der heutigen Ausgabe wie folgt:

"Der Verlag zahlte die zweite Vorschuss-Rate und nahm das Manuskript ab. Nach langem Hin und Her über den Veröffentlichungstermin kam schließlich Anfang Mai die Weigerung des Verlags, das Buch überhaupt zu veröffentlichen." Thilo Sarrazin

Der langjährige SPD-Politiker hatte mit seinem Bestseller "Deutschland schafft sich ab" im Jahr 2010 Entrüstungsstürme und Debatten über Islamkritik und Vererbung von Intelligenz ausgelöst. Es folgten weitere Bücher über den Euro und das "Wunschdenken" in der Politik. Angeblich hat sich bereits ein anderer Verlag die Veröffentlichungsrechte gesichert: Das Online-Branchenmagazin boersenblatt.net zitiert den Pressesprecher der zum Bonnier-Konzern gehörenden Münchner Verlagsgruppe, Julian Nebel, mit den Worten, die MVG habe sich das Buch "geschnappt".