Bildrechte: HJ Wuthenow

Modell des Münchner Konzertsaals

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Preisrichter entscheiden über neuen Münchner Konzertsaal

Voraussichtlich am Freitagabend fällt die Entscheidung wie der neue Münchner Konzertsaal aussehen soll. 15 Jahre lang wurde gestritten über Notwendigkeit, Standort und Erwartungen. Bald haben die Preisrichter das Wort. Von Eckhart Querner

Von

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock.

Ein hochkarätiges Haus für klassische Musik, eine Weltklasse-Akustik, ein Entwurf, der für kulturelle Offenheit steht: Das sind Wünsche von Juroren, die in den nächsten Tagen mitentscheiden, welche Gestalt und welchen Charakter das neue Konzerthaus München haben wird.

Die Anforderungen sind gewaltig: Gewünscht ist ein freistehender Neubau im Werksviertel hinter dem Ostbahnhof. Auf 5.300 Quadratmetern sollen zwei Konzertsäle entstehen, der größere mit rund 1.800 Plätzen, der kleinere mit circa 600 Plätzen. Beide Säle sollen höchste akustische Ansprüche erfüllen, heißt es in den Wettbewerbsbedingungen. Ziel sei ein städtebaulich, architektonisch, wirtschaftlich und funktional schlüssiges und überzeugendes Konzept.

Nur wenige renommierte Architekten und eine Jury voller Politiker

35 Architekten nehmen am Wettbewerb teil, darunter international renommierte Büros wie Gehry Partners (Los Angeles), von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) und Herzog & de Meuron aus Basel, die für den spektakulären Bau der Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich waren. Die Jury besteht aus vielen Politikern, Bauexperten und Architekten sowie einigen wenigen Musikern und Künstlern, darunter Maestro Mariss Jansons.

BR kämpft seit vielen Jahren für einen neuen Konzertsaal

Der Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons, kämpft seit mehr als zehn Jahren für den Bau eines neuen Konzertsaals in München, der seinem Orchester beste akustische Bedingungen und eine feste Spielstätte ermöglichen soll. Derzeit spielen die BR-Musiker ihre Münchner Konzerte im Wochenturnus mal im Herkulessaal der Residenz, mal in der Philharmonie im Gasteig. Letzteren Spielort teilen sie sich mit den Münchner Philharmonikern. Jansons‘ Wunsch nach einem herausragenden Saal für sein Spitzenorchester ist so groß, dass er 2013 sogar ankündigte, er werde sein Preisgeld aus dem Siemens-Musikpreis in Höhe von 250.000 Euro für den Bau des Konzerthauses stiften.

Weinberg oder Schuhschachtel

Pfanni-Erbe Werner Eckart, der den Baugrund im Werksviertel zur Verfügung stellt, verlangt, dass sich die Exzellenz des Orchesters im Entwurf des neuen Konzerthauses widerspiegeln muss. Dieser Entwurf solle zudem für Offenheit stehen, architektonisch, aber auch gesellschaftlich.

Spannend dürfte sein, welche Bauform die Architekten wählen. Einen rechtwinkligen Saal, bei den Akustikern Schuhschachtel genannt (so wie der Wiener Musikverein oder das Kultur- und Kongresszentrum in Luzern) – oder einen Saal, wo die Bühne in der Mitte liegt und die Zuschauerränge an allen Seiten ansteigen (wie beim Scharoun-Bau der Berliner Philharmonie oder der Hamburger Elbphilharmonie). Das ist fast eine Glaubensfrage. Herausragende Akustik kann sicherlich in beiden Bauformen entstehen, aber nötig ist dafür in jedem Fall ein Spitzen-Akustiker. Der soll aber in München in einem separaten Wettbewerb bestimmt werden.

Die Fehler der Elbphilharmonie

Der Freistaat Bayern als Auslober des Wettbewerbs hat für die Baukosten des Konzertsaals einen Rahmen von 150 bis 300 Millionen Euro veranschlagt. Wie sich Kosten explosionsartig vervielfachen können, hat Hamburg gezeigt. Nach 13 Jahren Bauzeit kostete die Elbphilharmonie ein Vielfaches von dem, was bei Baubeginn beschlossen worden war. München wird sich an der ‚Elphi‘ messen lassen wollen, zumindest, was den grandiosen Architektenentwurf angeht. Die Landeshauptstadt kann aber auch vieles besser machen, vor allem mit einer strikten Kostenkontrolle und mit einer wesentlich sorgfältigeren Planung.

Zeitdruck?

Derzeit steht immer noch der Wunsch von Ministerpräsident Horst Seehofer im Raum, er wolle den Spatenstich für das Konzerthaus noch im Jahr 2018. Das könnte die Wettbewerbsgewinner massiv unter Zeitdruck setzen – natürlich vorausgesetzt, Seehofer ist dann noch Regierungschef.