St.Petersburg 1917
„An einem schwülen Abend, der auf einen unerträglich heißen Tag folgte, stand ich auch dem Platz des Turnvereins Adler, in Trikot und Turnschuhen, nackt bis zum Gürtel und müde, da erblickte ich Claire …“ (Zitat)
Als Kolja die bezaubernde Claire kennenlernt, ist er Gymnasiast und ahnt noch nicht, daß diese Begegnung für ihn zur Zäsur wird: Sie markiert das Ende seiner Kindheit und den Zusammenbruch des Zarenreichs, in dem der Sohn gutsituierter Eltern aufgewachsen ist.
Soldat mit 16
Im Februar 1917 gab es erste Aufstände, nun steht der Krieg zwischen Weißen und Roten steht, der Millionen Menschenleben fordert. Kolja wird sich, wie sein Autor Gaito Gasdanow, als Soldat melden, freiwillig, mit nur 16 Jahren, von der Schule weg. Er will das Wesen des Krieges und des Menschen erforschen. Claire begleitet ihn in seinen Gedanken:
„Claire, ich warte auf Sie, sage ich laut. Claire, ich warte immer auf Sie.“ (Zitat)
Kolja erlebt die „steinerne Traurigkeit“ im Kadetten-Corps, Kämpfe und Feigheit, endlose Zugfahrten, grauenvolle Bilder wie die hartgefrorenen Leichen erhängter Anarchisten, die im eiskalten Winter an Telegrafenmasten baumeln. Er reagiert wie innerlich tot. Claire sieht er erst 10 Jahre später wieder, im Pariser Exil. Beide sind gezeichnet von Krieg und Flucht.
„Erfolgsroman von 1929
„Ein Abend bei Claire“ machte den jungen Gaito Gasdanow im Pariser Exil weltberühmt. Auch Maxim Gorki bescheinigte Gasdanow großes Talent. So eindrucksvoll sind dessen Bilder vom Krieg, so intensiv die erste Liebe, so atemraubend die fließende Grenze zwischen Innen und Außen, die Poesie. Neu übersetzt von Rosemarie Tietze bei Hanser. Nico Holonics liest daraus für Bayern 2.