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Jürgen Marcus al. Jürgen Beumer

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Münchener Schlagerstar Jürgen Marcus ist tot

Bereits Mitte Mai starb Jürgen Marcus (69) in München. Er hatte sich wegen einer schweren Erkrankung schon im April vergangenen Jahres aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sein Coming-out 1991 war aufsehenerregend. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Seine letzten Jahre waren überschattet von Krankheiten: Seit 2012 litt Jürgen Marcus an einer "chronisch obstruktiven Lungenerkrankung", weshalb er kaum noch öffentlich auftrat. Ein schwerer Schulterbruch kam dazu, der Sänger war im Winter bei Glatteis ausgerutscht. In Interviews äußerte er sich allerdings sehr gefasst und sprach auch offen über den Tod, den er nicht fürchtete. Eine sehr ernsthafte Offenheit war überhaupt das Kennzeichen des Sängers, der 1991 als einer der ersten Stars in seiner Branche sein Coming-out als Homosexueller hatte. Seit 1995 war er mit seinem Manager Nikolaus Fischer zusammen und wohnte in München.

Hauptrolle in "Hair"

Im westfälischen Herne geboren, fing Jürgen Marcus, der eigentlich Jürgen Beumer hieß, als Betriebsschlosser an. Wie damals üblich, startete er seine Musikkarriere in mehreren Beat-Bands. Aufsehen erregte Jürgen Marcus ab Oktober 1968, als er bei der deutschen Premiere des Flower-Power-Musicals "Hair" in München an der Seite von Donna Summer die Hauptrolle des Claude übernahm. Seine große Zeit folgte in den Siebzigern, als er regelmäßiger Gast im Fernsehen und in den Charts war. Mit Hits wie "Ein Festival der Liebe" und "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" kam Marcus in der deutschen Hitparade auf die vordersten Plätze.

Probleme mit Chansons

Insgesamt 23 Singles und beachtliche Alben verdankte der Sänger dem Produzenten Jack White, von dem er sich 1979 trennte. Marcus versuchte es in der Folge mit Chansons und englischsprachigen Titeln – beides brachte ihm allerdings wenig Erfolg, die Fans wollten immer wieder die Klassiker hören. Ein Schicksal, das viele Schlagersänger kennen: Rollenwechsel sind fast ausgeschlossen.

Sensibler und introvertierter "Strahler"

Dieter-Thomas Heck nannte Marcus einen "Strahler“, was dem eigentlich sensiblen und nachdenklichen Sänger wenig schmeichelte.

Ein guter Arbeiter sein, das macht erst den Begriff Entertainment aus. Man muss das Publikum in seinen Bann ziehen können, einfach nur raus auf die Bühne und die Titel runter singen, das ist es nicht. Wichtig ist, was sage ich dazwischen? Dafür gibt’s keine Schule. Und viele junge Künstler heute können sich das leider gar nicht mehr beibringen. - Jürgen Marcus im "Berliner Kurier"

Mit seinem letzten Album "Zeitreif" beschäftigte er sich 2011 mit dem Älter werden, den Freuden und Belastungen jenseits der 60. Vor wenigen Jahren sagte Jürgen Marcus, jeder Mensch habe seiner Meinung nach eine Aufgabe im Leben und kam zum Fazit: "Ich denke, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe."