Ein Mann lächelt.
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Die glücklichsten Menschen leben laut dem Weltglücksbericht in Finnland.

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Mission Happiness: Kann man Glück lernen?

Menschen suchen auf den unterschiedlichsten Wegen nach einem glücklichen Leben. Mönch Anselm Grün predigt eine klösterliche Lebensweise, Coaches lehren positives Denken und in Bayern steht Glücklichsein auf dem Lehrplan. Eine kleine Reise zum Glück.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Glück ist ein schwammiges Wort. Was heißt es also, glücklich zu sein? Manche sind nur im Urlaub richtig glücklich, andere träumen von einem eigenen Haus oder einem guten Job. Vielleicht ist Glück aber auch etwas Immaterielles, das sich im Inneren abspielt. Wenn das so ist, lässt sich Glück dann lernen?

In Finnland versucht man es zumindest und die Finnen müssen es wissen. Sie sind Weltmeister im Glücklichsein und belegen zum siebten Mal in Folge den ersten Platz im jährlich erscheinenden Weltglücksbericht. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass sie schon in der Schule lernen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können, sagt Sofie Donges, die als ARD-Korrespondentin aus Skandinavien berichtet. Unter anderem Resilienzunterricht steht in Finnland auf dem Stundenplan, also seelische Widerstandskraft. Die Korrespondentin hat eine Unterrichtsstunde besucht, in der die Schüler darüber gesprochen haben, wie sie in schwierigen Situationen reagieren können. "Die Schüler sagen, das hilft ihnen ungemein, weil sie ihre Gefühle dann auch artikulieren können", so Donges.

In bayerischen Schulen steht Glück auf dem Lehrplan

Deutschland ist 2024 zwar von Platz 16 auf Platz 24 des Weltglücksberichts gerutscht, aber auch hier versuchen Lehrer mit ihren Schülern das Glück zu suchen. In Bayern steht Glück als Teil des Ethikunterrichts auf dem Lehrplan. Erik Margraf ist Philosophie- und Ethiklehrer und spricht schon ab der fünften Klasse mit seinen Schülern und Schülerinnen darüber, wann sie glücklich sind. "Natürlich da, wo man sich als Kind auch anstrengt. Zum Beispiel beim Fußball, Klavierspielen oder einer Zeichnung", sagt Margraf.

Glück kann also ganz unterschiedlich aussehen. Aber kann man es lernen? Pater Anselm Grün ist Benediktinermönch und Bestsellerautor. Er meint, dass Glück eine Frage der Haltung und der Perspektive sei und beides lasse sich einüben. Man könne alles pessimistisch sehen oder dankbar sein für die alltäglichen Dinge wie ein Gespräch oder die Natur. Im Klosterleben hat dieses kleine Glück seinen festen Platz im Alltag.

Wer sich immer vergleicht, wird unglücklich

Auch ein liebender und milder Blick auf sich selbst könne dabei helfen, zufrieden zu sein. "Wichtig ist, sich verstehen, statt sich bewerten", sagt Grün. Wer immer auf andere Menschen schaue, die erfolgreicher oder beliebter sind, werde unglücklich: "Der schnellste Weg zum Unglück ist, sich mit den falschen Leuten zu vergleichen, wie der Philosoph Paul Watzlawick sagte." Sich so anzunehmen, wie man eben ist, mit allen Ecken und Kanten, auch das kann also eine Möglichkeit sein, um glücklich zu werden.

Auf Instagram, TikTok und YouTube versuchen momentan viele, ihr Glück herbei zu manifestieren. Die Idee dahinter: Wenn man nur stark genug an seine Träume und Wünsche glaube, werden sie sich erfüllen. Dass positive Gedanken zumindest bis zu einem gewissen Grad die eigene Zufriedenheit beeinflussen, bestätigt Gabriele Oettingen. Die Psychologie-Professorin von der New York University hat in Experimenten festgestellt, dass diejenigen, die sich die Zukunft positiv vorstellen, sich ihren Zielen tatsächlich näher fühlen.

Positive Gedanken alleine reichen nicht

Aber den Wünschen müssen Taten folgen, betont die Psychologin. Nur die Vorstellung reiche nicht. Man müsse auch aktiv werden und sich die Frage stellen: "Was muss ich konkret tun, um dieses Glück auch wirklich zu erreichen?", sagt Gabriele Oettingen. Sonst könne sogar ein gegenteiliger Effekt entstehen: Wer sich glücklich träumt, strengt sich nicht mehr an, um seine Ziele auch zu erreichen.

Glück kann man also nicht komplett erlernen, aber man kann selbst ein paar Stellschrauben drehen, um das persönliche Glücksgefühl zu verbessern. "Glück stellt sich dann ein, wenn wir Sachen tun, die uns sinnvoll erscheinen", fasst Ethiklehrer Erik Margraf zusammen. Die zwanghafte Jagd nach dem Glück stehe einem zufriedenen Leben eher im Weg.

Vielleicht ist das auch das Geheimnis der Finnen. Es gehe nicht um kurze Glücksmomente, die schnell wieder vergehen, sagt Jan-Emmanuel De Neve, einer der Autoren des Weltglücksberichts, der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist eher ein Gefühl der Zufriedenheit. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

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