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Kirill Sebrennikow

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Oper Stuttgart "wütend" wegen Hausarrests für Serebrennikow

Der Regisseur Kirill Serebrennikow steht in Moskau unter Hausarrest, aber die von ihm geplante "Hänsel und Gretel-Oper" feiert in Stuttgart Premiere. Sie fußt auf Vorarbeiten des Künstlers, der im Sommer in Moskau verhaftet wurde. Von Christine Hamel

Über dieses Thema berichtet: Kulturjournal am .

Der 1969 in Rostow am Don, im Süden Russlands geborene Film- und Bühnenregisseur Kirill Serebrennikow ist eine schillernde Figur im russischen Kulturleben und gleichzeitig international gefragt. Er leitet seit fünf Jahren in Moskau das renommierte Gogol-Center und hat auf den großen Bühnen Europas - zuletzt in Stuttgart und Berlin - Regie geführt. In Cannes wurde er heuer für seinen Film "Der Zeichen liest" ausgezeichnet. Im August ist der Künstler bei einer spektakulären Aktion in Moskau festgenommen worden, seitdem steht er unter Hausarrest. Kirill Serebrennikow wird beschuldigt, zwischen 2011 bis 2014 rund 68 Millionen Rubel, knapp eine Million Euro, veruntreut zu haben. Der Regisseur beteuert seine Unschuld, die Vorwürfe seien absurd.

Staatsfeind Theater

Die Jagd auf den Theatermann begann schon im Mai diesen Jahres: Da haben bewaffnete Beamten das Gogol-Center durchsucht und Serebrennikow abgeführt, aber bald wieder entlassen. Im Juli verbot der Staat drei Tage vor der Premiere im Bolschoi Theater sein Ballett über den legendären schwulen Tänzer Rudolf Nurejew. Und nun steht der Starregisseur seit Ende August in Moskau unter Hausarrest. Der war zunächst bis zum 19. Oktober angesetzt, und so hoffte Intendant Jossi Wieler von der Stuttgarter Oper, dass Serebrennikow gerade noch zur Premiere von "Hänsel und Gretel" anreisen könne. Doch am 17. Oktober entschied die russische Justiz, den Hausarrest zu verlängern. Das bedeutet für den 48-jährigen Regisseur viele weitere Wochen und womöglich Monate Arrest ohne Internet und ohne jeden Kontakt zur Außenwelt. Bei einer Verurteilung drohen Serebrennikow bis zu 10 Jahre Haft.

Engelbert Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel"

Serebrennikow hat im Vorfeld seiner Stuttgarter Inszenierung von Humperdincks Märchenoper einen Spielfilm gedreht, der "Hänsel und Gretel" im Kontext der Globalisierung erzählt. Auf der Basis dieses Films, seinem Making-of und weiterem Material, das bei seinen Vorarbeiten zu der Stuttgarter Inszenierung entstand, bringt nun die Stuttgarter Oper mit Serebrennikows Team am Sonntag Humperdincks zur Aufführung. "Nach der Idee von Kirill Serebrennikow", wie es in Stuttgart heißt - auf Kostüme und Bühnenbild konnte der Künstler, der unter Kontaktsperre steht, keinen Einfluss nehmen.