Dies ist eine Geschichte von Gewalt, Revolution und Liebe, von Opfern, die vergeben und Tätern, die nicht vergessen können; vor allem aber von Ludovica, der Portugiesin in Angola, die seltsam scheu scheint, in Wahrheit schwer traumatisiert ist.
„Ludovica hielt sich nie gern unter freiem Himmel auf ... Der Himmel in Afrika ist viel größer als unserer, erklärte sie ihrer Schwester: Erdrückend.“ (Zitat)
Kammerspiel und Panorama
1975, am Vorabend der Revolution, als Luanda von Demonstrationen und Schüssen erschüttert wird und Angolas Unabhängigkeit fast nahtlos in den Bürgerkrieg übergeht, als Schwester und Schwager spurlos verschwinden und mysteriöse Männer in ihre Wohnung eindringen wollen, verschließt sich Ludovica buchstäblich. Sie mauert sich ein. 30 Jahre lebt sie versteckt in einem Hochhaus, mit Blick auf das Leben in Luanda, wird vergessen wie Angolas blutiger Bürgerkrieg.
Muskeln der Empathie
„Als Schriftsteller möchte ich nicht nur schreiben, sondern auch agieren mit der Welt, über die ich schreibe. Eine Debatte bei uns, handelt etwa vom langen Krieg und der Frage, sollen wir diesen Krieg lieber vergessen, oder sollen wir darüber reden.“ (Agualusa)
Agualusa schreibt gegen das Vergessen. Er wünsche sich, sagte der Angolaner in seinem Dank zum International Dublin Literary Award, daß Literatur „Muskeln der Empathie“ entwickle. Mit seiner wundersamen, fantastischen „Allgemeinen Theorie des Vergessens“ zeigt er, wie das geht: mit virtuosem Erzählen.
José Eduardo Agualusa: „Eine allgemeine Theorie des Vergessens“. Übersetzung: Michael Kegler, CH Beck Verlag, 19,95 Euro