An den dicken Steinwänden des historischen Spitals im Wunsiedler Fichtelgebirgsmuseum hängen die zwölf lebensgroßen Schwarz-Weiß-Fotografien. In ihrem Foto-Projekt "Herzland" inszenieren Modemacher Jochen Scherzinger und Fotograf Tobias Ackermann Brauchtum und altes Handwerk aus dem Schwarzwald im Look des 21. Jahrhunderts. Ein Glasmacher, ein Uhrmacher, zwei Flößer, eine Jägerin und eine Köhlerin sind mit dabei. Alle Fotografien wirken düster.
"Die Touristen kennen nur blauen Himmel, grüne Tannen und roten Bollenhut. Mit den Bildern wollen wir zeigen, dass es eine andere Wirklichkeit dahinter gibt – gekoppelt mit den alten historischen Berufen. Damals war alles rauer. Die Bilder zeigen dieses Raue, dieses Dunklere, diese Struktur und diese Materialien." Tobias Ackermann, Fotograf
Ernste Mienen
Einige Fotografien zeigen Traditionen der Region. Eine junge Frau in Schwarzwald-Tracht mit bodenlanger Schürze stemmt ihre Hände in die Hüften, auf dem Kopf hat sie den typischen Bollenhut. Daneben der sogenannte Hästräger, eine Narrenfigur mit Holzmaske aus dem Fasching. Die Menschen auf den Bildern sind keine professionellen Models. Sie haben Tattoos und Piercings und bilden damit einen Kontrast zum jahrhundertealten Handwerk und zur Tradition. Ihr Gesichtsausdruck ist ernst.
"Das war mir schon wichtig, dieser ernster Blick. Wenn man mal auf die Fotografien schaut, die es damals gab: Da hat auch keiner was zum Lachen gehabt. Und da war es eigentlich auch eine Vorgabe, dass man ernst guckt. Und das wollten wir genauso in unserer Bilderserie einfließen lassen." Jochen Scherzinger, Modemacher
Als Betrachter lässt man sich schnell auf die düstere Stimmung der Ausstellung ein und merkt, was den Schwarzwald, den man von Postkarten kennt, eigentlich ausmacht.