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Schriftsteller Fernando Aramburu

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Fernando Aramburu: „Patria“

Seit über 30 Jahren lebt der Baske Fernando Aramburu in Deutschland. Nun hat er mit „Patria“ einen fesselnden Roman über den Terror der ETA geschrieben, über politischen Fanatismus und Versöhnung. Von Cornelia Zetzsche

Politik als Familiendrama

 „Beim Begräbnis auf dem Friedhof hatte Bittori ihrem Sohn Xabier etwas ins Ohr geflüstert, was dieser nie vergessen hat. Und was? Nun, dass sie den Eindruck habe, der Txato solle eher versteckt als begraben werden.“ ( Roman-Zitat)

So oft sie kann, spricht Bittori am Grab zu ihrem Mann Txato, der vor 20 Jahren von der ETA ermordet wurde. Inzwischen lebt sie in San Sebastián, aber ihr Zuhause ist noch immer das Haus im Dorf, aus dem sie die Nationalisten und Terroristen der ETA vertrieben. Aramburu kennt solche Geschichten aus seiner Jugend.

„Diese kollektive Geschichte, fünf Jahrzehnte mit Gewalt, mit Todesopfern, Attentaten, sind für mich viel mehr als ein Thema, es ist eher eine Erfahrung, ein Erlebnis.“ (Fernando Aramburu)

Starke Frauen

Erst fährt Bittori heimlich ins Dorf zurück, dann immer offener, zum Ärger von Nachbarn wie Miren, früher ihre beste Freundin. Bis Mirens Sohn - oder ein anderer ETA-Kämpfer - Txato vor seinem Haus erschoss. 2011 legte die ETA die Waffen nieder, aber die Wunden sind nicht verheilt. Auch unter Basken.

„Es geht darum, dass das Geschehene erzählt wird, und das sind verschiedene Versionen. Einige Leute behaupten, die Terroristen sind Helden gewesen. Ich bin nicht dieser Meinung, ich erzähle meine eigene Geschichte.“ (Fernando Aramburu)

Der baskische Autor Fernando Aramburu

Der Autor Fernando Aramburu wurde 1959 in San Sebastián geboren. Nun erzählt er am Beispiel von zwei Familien und ihrem Dorf, vom Alltag und vom blutigen Kampf der ETA – mit unterschiedlichsten Stimmen. „Patria“ ist atemraubendes Gesellschaftspanorama, ein großartiger Roman über Schuld und Vergebung.

Fernando Aramburu: „Patria“, Übersetzung: Willi Zurbrüggen, Rowohlt 25