Bildrechte: Städel Museum Frankfurt

Ausstellungsansicht "Rubens. Kraft der Verwandlung"

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Dialog mit den Vorläufern: Große Rubens-Schau in Frankfurt

Was wären die großen Maler ohne den Dialog mit Vorläufern und Zeitgenossen? Wie genial Peter Paul Rubens dieses Gespräch führte, zeigt jetzt das Frankfurter Städel Museum anhand von 100 Werken des Barockmalers. Von Rudolf Schmitz

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Ihre Faszination bezieht die Frankfurter Rubens-Ausstellung aus dem Vergleich mit entprechenden Vorlagen - von Skulpturen der Antike bis zu Bildformeln von Caravaggio oder Tizian. Man schaut dem flämischen Barockmaler über die Schulter und erkennt den kreativen Prozess. Ddazu muss man kein Kunsthistoriker sein, meint Kurator Jochen Sander:

"Wenn Sie würdigen sollen, was für eine großartige Überbietung da stattfindet, müssen Sie sehen, was überboten wird. Und genau dieses Spielen zwischen erkennbarer Zitation bei gleichzeitiger maximaler Verwandlung, Veränderung, Überformung im eigenen Stil - das ist eigentlich das, was Rubens auf weiten Strecken ausmacht und was den Reiz dieser Ausstellung ausmacht." Jochen Sander

Verblüffende Gegenüberstellung

Das Städel präsentiert die Werke in einer maßgeschneiderten Ausstellungs-Architektur. Sie suggeriert den Besuchern, welche Bilder, Skulpturen, Zeichnungen gemeinsam wahrgenommen werden sollten. Einiges davon wirkt überaus verblüffend: So wird aus der Klage der Venus um den toten Adonis eine Grablegung Christi, mit einer klagenden Maria. Aber auch bei Tizian oder Tintoretto findet Peter Paul Rubens Posen, Gesten, Figuren und Bildformeln, die er sich unbekümmert aneignet und in neue Zusammenhänge setzt.

Wettstreit der Maler

Dass diese Kunst der Überbietung auch den Ehrgeiz anderer Maler anstachelte, zeigt das Städel Museum an einem Dialog von Rubens und Rembrandt. 1618 vollendet Peter Paul Rubens ein Bild des gefesselten Prometheus, dem der Adler die Leber herausreißt. Es ist die rücklings zu Boden gestürzte Figur, die dieses Bild so dramatisch macht. Als Rembrandt 1636 sein Gemälde der Blendung Simsons malt, Glanzstück des Städel Museums, orientiert er sich nicht nur an dieser zentralen Pose.

"Etwa wie bei Rembrandt der Dolch ins Auge Samsons fährt, ihn blendet, während umgekehrt bei Prometheus eben nur die Klaue des Adlers, der an seiner Leber pickt, der auf seinem Leib Platz genommen hat..., wie aber diese Klaue ganz gefährlich nah ans Auge kommt – das ist sozusagen auch ein Spielen mit Motiven." Jochen Sander

Den Wettstreit der Maler hat es immer gegeben. Dass Peter Paul Rubens auch darin triumphierte, zeigt die Frankfurter Ausstellung jetzt in wünschenswerter Klarheit. 


"Rubens. Kraft der Verwandlung". Frankfurter Städel Museum. 8. Februar bis 21. Mai 2018.