Dies ist die Geschichte des Sklavenmädchens Cora. Sie gehört einem Baumwollplantagenbesitzer in Georgia. Züchtigung, Vergewaltigung, Verbrennen bei lebendigem Leib – all das gehört zum Alltag der Plantage.
„Jeder Sklave denkt daran, am Morgen, am Nachmittag und in der Nacht. Träumt davon. Jeder Traum ein Traum von der Flucht.“ (Roman-Auszug)
Cora traut sich. Sie flieht über die Underground Railroad, dieses geheime Netzwerk von Helfern, sicheren Verstecken und Fluchtrouten, das es wirklich gab, 1839 tauchte der Begriff erstmals auf, längst ist er ein Mythos. Tausenden Sklaven gelang damit die Flucht.
„Underground Railroad“
Colson Whitehead hatte sich als Kind die Underground Railroad als reale Eisenbahn vorgestellt. In seinem Roman machte er aus der Metapher ein unterirdisches System von Schienen und Zügen, die sich Richtung Freiheit fräsen. Ein großartiger schriftstellerischer Schachzug:
„Vermutlich verlief der Stahl von Süden nach Norden, ging von irgendeinem unvorstellbaren Ursprung aus und schoss irgendeiner wundersamen Endstation entgegen.“ (Roman-Auszug)
Doch bei jeder Station erwarten Cora neue Grausamkeiten. Ständig ist ihr der Kopfgeldjäger Ridgeway auf den Fersen.
Schwarzer Blick
„Halte dich nicht an die Tatsachen, sondern an die Wahrheit“,
war Whiteheads Motto. Das Ergebnis ist schonungslos: Diese Nation beruht auf Mord, Diebstahl und Grausamkeit.
„Underground Railroad“ ist ein atemberaubendes, hoch aktuelles Buch, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis und dem National Book Award.
Colson Whitehead: Underground Railroad, Übersetzung: Nikolaus Stingl, ab 28.8. bei Hanser, 24 Euro