Er ist schon immer der Mann der Extreme: Einer, der Extreme liebt und keine Mühen scheut, um sie auf die Leinwand zu bringen. Ob Zwerge ( "Auch Zwerge haben klein angefangen", 1970), göttlicher Zorn ("Aguirre, der Zorn Gottes", 1972) , Trugbilder ("Fata Morgana", 1971) oder tobende Menschen ("Woyzeck", 1979).
Seinen großen internationalen Durchbruch aber schaffte der 1942 geborene Filmemacher, Schauspieler und Schriftsteller1982 mit "Fitzcarraldo“.
Fitzcarraldo mit Klaus Kinsky
Für den Film hatte sich Werner Herzog in den peruanischen Urwald aufgemacht, um die Geschichte vom exzentrischen Abenteurer Fitzcarraldo zu erzählen: Fitzcarraldo, der dort in der wild wuchernden Natur ein Opernhaus erbauen will, der in beispielloser Anstrengung ein Schiff über einen Hang im Dschungel schleppen lässt und den sie dafür nur als den „Eroberer des Nutzlosen“ verspotten. Klaus Kinski spielte diesen „Fitzcarraldo“, Claudia Cardinale seine Freundin.
Tagebuch als Rettung
Während Herzog den "Fitzcarraldo" drehte, machte er regelmäßig Notizen in sein Tagebuch, das der Schriftsteller und Filmemacher erst 25 Jahre später veröffentlichte. Die Situation war selbst für seine Begriffe wohl zu extrem - das Schreiben empfand er als Rettung in dem "tropikalischen Chaos“
"Es war mein letzter Rettungsanker. Sie müssen sich eine Situation vorstellen, wo Sie im Urwald sind, in einem Urwaldcamp, 1400 Kilometer von der nächsten größeren Stadt entfernt, in diesem Fall Iquitos, wo Sie also eine Taschenlampenbatterie kaufen konnten oder von wo man aus auch tatsächlich auch irgendwann mal ein Telefonat durchbekam. Soweit im Urwald draußen, fast 1.000 Leute waren dort, d.h. also indianische Statisten in erster Linie, und keiner, nicht einer hat mehr daran geglaubt, wir würden das Schiff über den Berg bekommen. Das heißt also eine Einsamkeit, die außerordentlich ist, vor allem in Anbetracht von so vielen, die um einen herum sind. Niemand glaubt mehr daran. Alle versuchen, und das spürt man ja auch selbst, einem davon abzureden, das weiter zu verfolgen, die einem vor seinem eigenen Wahnsinn schützen wollen, und dadurch war sozusagen eine Situation, in der meine letzte Zuflucht in der Sprache war. Also so wie manche Leute ums Leben laufen, habe ich damals ums Leben geschrieben." Werner Herzog
Bayerischer Filmpreis 2017
Am 19. Januar wird dem Filmemacher bei einer Gala im Münchner Prinzregententheater von der bayerischen Medienministerin Ilse Aigner (CSU) verliehen.
Herzog habe als Autor, Dokumentarfilmer und Spielfilmregisseur ein "immenses Werk" geschaffen, erklärte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch. Die Jury hob hervor, dass die Arbeiten Herzogs durchdrungen seien "von seinem einzigartigen erzählerischen Impetus, bevölkert mit schillernden und unvergesslichen Filmfiguren". Herzog sei der große Abenteurer unter den deutschen Filmemachern:
"Das Dokumentarische und die Fiktion verschmelzen bei Werner Herzog. Illusion und Realität befruchten sich und werden bei ihm zum ganz großen Kino".