Barbi Markovi·c hat den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik für ihr Buch "Minihorror" gewonnen. Auf dem Frühjahrstreffen der Buchbranche zeigen Aussteller aus rund 40 Ländern ihre Neuheiten. Die Niederlande und Flandern sind dieses Jahr als Gastland vertreten. Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Preis der Leipziger Buchmesse 2024 für Barbi Marković

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Barbi Marković erhält den Leipziger Buchpreis 2024

Der Preis der Leipziger Buchmesse geht in der Belletristik an Barbi Marković für "Minihorror". Als bestes Sachbuch wird Tom Holert für "'ca. 1972' Gewalt – Umwelt – Identität – Methode" geehrt, als Übersetzerin Ki-Hyang Lee.

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Der Preis der Leipziger Buchmesse ist vergeben. Barbi Markovic ist Gewinnerin in der Kategorie Belletristik für "Minihorror", wie die siebenköpfige Jury am Donnerstagnachmittag in der Glashalle des Leipziger Messegeländes bekannt gab. In der Kategorie Sachbuch erhielt Tom Holert die Auszeichnung für sein experimentelles Werk: "'ca. 1972' Gewalt – Umwelt – Identität – Methode". Für ihre Übersetzung von "Der Fluch des Hasen" wurde Ki-Hyang ausgezeichnet.

Belletristik-Preis für "Minihorror" von Barbi Marković

In "Minihorror" erzählt die 1980 in Belgrad geborene Autorin Barbi Marković rasant, sprunghaft, mit abgründigem Witz und im Stil des Micki-Maus-Comics von all dem Horror im Alltag ihrer beiden Figuren Mini und Miki. Die beiden versuchen mit aller Macht, dazuzugehören in der fremden Welt und haben dabei albtraumhafte Missgeschicke, heftige Beleidigungen, Familienfehden zu überstehen. Hinter all dem lauern die Erinnerungen an den Krieg in der verlorenen Heimat. Wie urkomisch Miki und Mini sind, davon kündete die Dankesrede von Barbi Markovic, "eine Rede, die gar keine ist", sondern eine Geschichte von Miki und Mini, die die Autorin vom Handy ablas.

Zur Lesung: "Minihorror" von Barbi Marković

"Barbi Markovic erzählt hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart: hinten die Kriegsverbrechen, vorne der Klimawandel, dazwischen die Banalität unseres tagtäglichen Lebens", so die Begründung der Jury. In "Minihorror" enttarne die Autorin das Unheimliche jeder noch so harmlosen Situation, den Horror im Alltag, den Grusel vor der eigenen Familie. Dabei werde der Mensch im Spätkapitalismus notgedrungen zur Witzfigur.

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Tom Holert gewinnt Preis der Leipziger Buchmesse 2024

Tom Holert erhält Preis für bestes Sachbuch

"'ca. 1972' Gewalt – Umwelt – Identität – Methode" ist ein überbordender Text-Bild-Essay, vielstimmig und multiperspektivisch. In ihm dekliniert Tom Holert, wie er in der Dankesrede sagte, den Begriff der Radikalität durch, um zu zeigen, dass es keine "saubere Form" des Radikalseins gibt. Es geht dem 1962 in Hamburg geborenen Autor um Vergegenwärtigung, nicht Wertung der Geschichte, der Kämpfe und Identitäten.

"Indem er seine Position als Autor benennt, reflektiert und sie sichtbar macht, ohne sich selbst in diese kulturellen Objekte und ihre Geschichte einzuschreiben, leistet er seinen klugen Teil der Arbeit auf dem Weg zu einem 2024 leider immer noch utopischen Ziel: einer sozialen, globalen, ökologisch und geschlechtlich gerechteren Welt." so die Jury.

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Ki-Hyang Lee

Ki-Hyang Lee erhält Preis der Leipziger Buchmesse für beste Übersetzung

Die Koreanerin Ki-Hyang Lee erhält den Preis für ihre Übersetzung aus dem Koreanischen: "Der Fluch des Hasen". Die Übersetzerin des Erzählungsbands war sichtlich nicht darauf gefasst, diesen Preis zu erhalten. Sie nahm ihn sehr gerührt als "Trost für die 20 einsamen Jahre ihrer Arbeit" an.

Preis der Leipziger Buchmesse

Der Preis ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert und wird seit 2005 von einer siebenköpfigen Jury vergeben. Die Buchmesse hat den Preis in diesem Jahr zum 20. Mal vergeben. Den Veranstaltern zufolge seien 486 Neuerscheinungen aus 177 Verlagen eingereicht worden. 

Im vergangenen Jahr bekam Dinçer Güçyeter den Preis in der Belletristik für "Deutschlandmärchen".

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