Mondsee 1944
Veit ist Mitte Zwanzig und war schon fünf Jahre an der Front, als er, verletzt und traumatisiert, ins Salzkammergut zur Genesung kommt. Der Wiener begegnet dem „Brasilianer“, der für seine Tiraden gegen den „Führer“ büßen wird; Er verliebt sich in die junge Mutter aus Darmstadt, deren Mann im Krieg ist; Er trifft das Mädchen Nanni, das ihn aus dem tiefen Schacht holt, in den er mit seinen Kriegserinnerungen immer wieder stürzt.
„Der Veit ist ein armer Teufel natürlich, der sich dann doch aufrichtet. Er braucht natürlich seine Zeit, und ich glaube, dass das auch eine Stärke des Romans ist, dass er dem Veit diese Zeit gibt.“ Arno Geiger
Ausnahmezustand
Leise und mit größter Eindringlichkeit porträtiert der Österreicher Arno Geiger Menschen im Krieg: Nazis, Mitläufer und Oppositionelle, junge Frauen im Arbeitsdienst, Juden in Zeiten erbarmungsloser Verfolgung, die Lehrerin und ihre aufs Land „verschickten“ Mädchen; Verzweiflung, Hoffnung, Liebe in trostloser Zeit.
„Ich habe was zu sagen über die Geworfenheit der Menschen, wie das ist, wenn man mit Zwangssituationen konfrontiert, von Ängsten geplagt ist. Ich schreibe das zunächst einmal für mich, weil das mein Lieblingsleben ist, und weil ich glaube, dass ich der Welt näher komme im Schreiben. Arno Geiger
Schwarzindien
Impuls zum Roman war für Geiger ein Fundstück: die echte Korrespondenz des Lagers „Schwarzindien“ im Salzkammergut, in das damals junge Mädchen verschickt wurden. Aber in seiner menschlichen Tiefe, seiner dunkel leuchtenden Sprache, seiner atmosphärischen Dichte, ist Arno Geigers neuer Roman weit mehr als ein historisches Kapitel. Ein fesselnder, vielstimmiger, großartiger Roman.
Arno Geiger: „Unter der Drachenwand“, Hanser 26 €