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Ufa-Filmplakat, Der Blaue Engel mit Marlene Dietrich, 1930

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"Schauspieler zu bestimmten Marken aufbauen" - 100 Jahre Ufa

Unter der Regie der Ufa entstanden in den 1920er und 1930er Jahren Kinoklassiker wie "Der letzte Mann" und der "Der Blaue Engel". Zu Gast in der Bayern 2-radioWelt war der Filmhistoriker Friedemann Beyer, Autor des Buchs "Die Ufa, ein Filmuniversum".

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Sie trägt einen Namen, der schon ein bisschen ein Mythos ist: die Ufa, die "Universum Film AG". Unter der Regie dieser Produktionsfirma entstanden Meisterwerke und Kinoklassiker, später dann auch Nazi-Propaganda-Streifen. Heute gehört die Ufa zum Bertelsmann-Konzern - und produziert vor allem fürs Fernsehen. Der Filmhistoriker Friedemann Beyer ist Autor des Buchs "Die Ufa - ein Filmuniversum".

radioWelt: Die Ufa wurde ein Jahr vor Ende des Ersten Weltkriegs gegründet. Inwiefern ist die Entstehungsgeschichte mit dem Krieg verknüpft?

Friedemann Beyer: Die Ufa wurde gegründet auf Betreiben Ludendorffs. Sie sollte zunächst als Propagandainstrument dienen. Um zu retten, was noch zu retten war in diesem Krieg. Aber der Krieg ging ja dann bekanntlich schon ein Jahr später verloren, und mit der Propaganda war es nicht mehr weit her. So hat die Geschäftsleitung beschlossen, auf andere Felder zu setzen - und man produzierte Spielfilme und Kulturfilme.

radioWelt: In den 1920er und 1930er Jahren sind viele Schauspieler zu Ufa-Stars geworden: Marlene Dietrich, Heinz Rühmann, Ilse Werner. Wie ist die Ufa mit ihren Künstlern umgegangen?

Friedemann Beyer: Schauspieler zu bestimmten Marken aufzubauen, das hatte man sich von Amerika abgeguckt, von Hollywood. Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre ging man daran, den Schauspielern ein bestimmtes Image zu geben. Leuten wie Lilian Harvey, Hans Albers oder Willy Fritsch. Man gab ihnen auch bestimmte Vorgaben, was sie in der Öffentlichkeit zu tun und zu lassen hatten. Die Ufa ging ausgesprochen großzügig mit ihren Stars um. Die Gagen waren mehr als exorbitant - gerade bei den Spitzenstars wie Hans Albers oder Heinz Rühmann.

radioWelt: Vor allem während des Zweiten Weltkriegs sollten Filme die Zuschauer ja ablenken. Wie würden Sie die Rolle der Ufa im Dritten Reich beschreiben?

Friedemann Beyer: Die Ufa unter Alfred Hugenberg hatte ein vordringliches Interesse: Gewinne zu generieren. Insofern reagierte die Geschäftsleitung auf die Übergriffe des Propagandaministers eher ungehalten, unwillig. Das führte dazu, dass das Deutsche Reich, vorangetrieben von Joseph Goebbels, die Ufa dann 1937 übernahm. Und ab dieser Zeit änderte sich natürlich auch die Programmpolitik zunehmend. Grundsätzlich ist zu sagen, dass Propagandafilme eher als "Kassengift" galten, also auf eine gewisse Skepsis, um nicht zu sagen, auf eine Ablehnung der Geschäftsleitung stießen. Aber spätestens seit Kriegsbeginn im September 1939 gab es natürlich zunehmend Propagandafilme, die eine geschickte Mischung waren zwischen Politik und Unterhaltung. Ich nenne dafür als Beispiel immer den Film "Wunschkonzert" mit Ilse Werner.

radioWelt: Wie ist die Geschichte der Ufa dann nach 1945 weiter gegangen?

Friedemann Beyer: Die Ufa war 1945 reichseigenes Vermögen und wurde als solches von den Alliierten konfisziert. Es setzte dann ein sehr langwieriger Reprivatisierungsprozess ein. Die Ufa kam dann wieder an private Investoren. Federführend war die Deutsche Bank und eben dann auch Bertelsmann. Die Ufa - man muss sich das mal vorstellen - war ein weltumspannender Konzern, der in vielen Sparten tätig war. Das war nicht nur die Filmproduktion, das waren auch Kinos, Musikverlage und dergleichen mehr. Und all das wurde in Einzelteile zerschlagen. Bertelsmann behielt die wesentlichen Teile. Was heute unter dem Namen Ufa firmiert, ist eigentlich nur noch die Marke Ufa. Sie steht heute aber für wegweisende, auch große Produktionen, die sich mit deutscher Zeitgeschichte befassen und insofern auch eine Reminiszenz an die alte Ufa darstellen.