Wenn Donald Trump wütend ist, gibt es für den ehemaligen US-Präsidenten kein Halten mehr. Er greift zum Handy und postet wütende Ergüsse im Internet. Vor allem die Videos eines YouTube-Kanals bringen ihn regelmäßig zur Weißglut.
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Die YouTube Videos des Lincoln Projects bringen Donald Trump zur Weißglut.

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Wie YouTuber Donald Trump zur Weißglut bringen

Wenn Donald Trump wütend ist, gibt es für den ehemaligen US-Präsidenten kein Halten mehr. Er greift zum Handy und postet wütende Ergüsse im Internet. Vor allem die Videos eines YouTube-Kanals bringen ihn regelmäßig zur Weißglut.

In einem der jüngsten Videos des YouTube-Kanals "Lincoln Project" ist die meterhohe Grenzmauer zwischen Mexiko und den USA zu sehen. Ein Tor steht weit offen. Eine Frauenstimme aus dem Off sagt: "Wenn er gewinnt, macht er nichts. Wie beim letzten Mal. Seine Grenzmauer ist ein Witz."

Trumps Wutausbrüche und das Lincoln Project

In einer anderen Szene wird Donald Trump in Großaufnahme gezeigt, dann sieht man Bilder von seinen Anhängern, die am 6. Januar 2021 versuchen, gewaltsam in das Kapitol in Washington einzudringen. "Donald Trump ist es egal, ob die Sicherheit deiner Familie oder das Leben von Polizisten auf dem Spiel steht. Er steht auf der Seite der Kartelle, der Schlepper und der Kinderhändler."

Die Grenzmauer und Trumps Politik im Fokus

In dem einminütigen Video werden dann Maßnahmen genannt, um die Situation in den Griff zu bekommen. Die Einstellung tausender neuer Grenzpolizisten verhindere den Zustrom von Drogen wie Fentanyl, Kinderhändlern und Terroristen. Die Sprecherin zitiert aus seinem Gesetzentwurf, den Demokraten und Republikaner vergangene Woche gemeinsam im Senat eingebracht haben. Es gebe nur ein Problem, fährt die Frauenstimme fort: Donald Trump.

Der parteiübergreifende Gesetzesentwurf des Senats war das härteste Einwanderungsgesetz seit mehr als 20 Jahren. Beide Parteien hatten sich darauf geeinigt, was beim Thema Einwanderung jahrelang unmöglich schien.

Trumps Einfluss auf die Gesetzgebung

Doch Trump wies die Republikaner in der anderen Kammer des US-Parlaments, dem Kongress, an, das Gesetz nicht zu verabschieden. In Interviews mit ihm wohlgesonnenen TV-Sendern erklärte Trump freimütig, das neue Gesetz lasse Joe Biden im Präsidentschaftswahljahr gut aussehen. In dem Video heißt es dazu: "Trump braucht Chaos, um zu gewinnen."

Solche Sätze gehen offenbar selbst Trump unter die Haut. Obwohl das professionell gemachte Video bisher nur eine halbe Million Aufrufe erreicht hat, was für YouTube-Verhältnisse noch nicht besonders viel ist, kann der Ex-Präsident meist nicht an sich halten. Wie vorgestern.

Eine halbe Stunde nach Mitternacht greift der 77-Jährige zu seinem Handy: "Die Perversen vom Lincoln Project haben wieder ein Video über mich veröffentlicht", schimpft Trump und empört sich, dass in dem Clip die wahre Situation an der Südgrenze der USA verschwiegen werde. Er spricht von einer Invasion durch Migranten und wirft der Regierung von Joe Biden vor, tatenlos zuzusehen. Dann droht er den Verantwortlichen des Lincoln Project: "Bald werdet ihr sehen, was mit diesen Verrückten passiert."

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Donald Trump bezeichnet im Internet die Macherinnen und Mach des Lincoln Projects als gescheiterte Perverse.

Die Rolle des Lincoln Project in der politischen Landschaft

Hinter dem Lincoln Project steht eine Gruppe ehemals einflussreicher republikanischer Berater und Strategen, die die Initiative 2019 gegründet haben. Einer ihrer prominentesten Köpfe ist der Washingtoner Anwalt George Conway. Der Republikaner ist häufiger Gast bei CNN und MSNBC und gilt als ausgewiesener Trump-Kritiker. Er ist noch mit Trumps Beraterin Kellyanne Conway verheiratet, das Paar hat jedoch die Scheidung eingereicht.

Das Hauptziel der Organisation war, die Wiederwahl Trumps bei den Präsidentschaftswahlen 2020 zu verhindern. Die Gruppe löste sich jedoch nicht auf, da schnell klar wurde, dass Trump sich nicht aus der US-Politik zurückziehen würde.

Unterstützung für Joe Biden

Wie vor vier Jahren unterstützen die Aktivisten Joe Biden. In ihren Videos lassen sie kein gutes Haar am Kandidaten Trump. So trägt ein an Weihnachten veröffentlichtes 40-sekündiges Video den Titel "Trump stinkt". Es zeigt Szenen von Müllhalden, Tierkot, schmutzigen Windeln und verschimmeltem Käse. Am Ende des Clips fragt eine weibliche Stimme aus dem Off: "Donald, bist du das?", während im Hintergrund Fliegen summen.

Werber sind begeisert von den innovativen Ideen

Marketingexperten bescheinigen den Machern hinter dem Lincoln Project (Motto: Den Trumpismus besiegen) nicht nur hohe Professionalität, sondern oft auch große Effizienz. Sie hätten die Art und Weise, wie politische Werbespots gemacht werden, verändert. Das Politmagazin "The New Republic" schrieb über das Lincoln Project, dass sie "Schläge austeilen, die sich demokratische Parteifunktionäre oft nicht trauen".

Kreative und umstrittene Werbestrategien

Rick Wilson ist einer der kreativen Köpfe hinter den Videos. Er freut sich jedes Mal, wenn Trump seinem Team mit einer Verleumdungsklage droht. Wilson greift dann meist selbst zum Telefon und antwortet Trump in einer Videobotschaft, wie nach dessen nächtlichem Social-Media-Post. “Vor etwa 530 Tagen hast du angekündigt, mich zu verklagen, weil wir im Fernsehen gemeine Dinge über dich gesagt haben. Aber nichts ist passiert. Und warum nicht? Weil Du ein pabx bist". (pabx ist eine Abkürzung und steht für das Schimpfwort "Punk ass bitch” - die Redaktion).

In dem Video beschuldigt Wilson Trump, derjenige zu sein, der verhindert habe, dass die US-Grenze sicherer werde. Er sei ein nihilistischer Spinner, weniger gebildet als er glaube und schwerer als er denke. Wilson verspricht: “Donald, wir werden dir in den Arsch treten". Solche Worte kommen an.

Die Wutausbrüche Trumps sorgen bei Wilson und seinem Team regelmäßig für Schenkelklopfer, weil der ehemalige Immobilien-Unternehmer ihnen dadurch noch mehr Abrufe und Aufmerksamkeit verschafft.

Finanzielle Unterstützung und Spendenaufkommen

Wilsons Wortwahl ist nicht nur für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich hart. Der Bezahlsender Showtime drehte sogar eine Dokumentation über die Lincoln-Leute. Doch die Gruppe hatte auch mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen. Der Vorwurf lautete nicht nur, dass die Macher ihren eigenen Firmen Aufträge für die Produktion von Werbespots und Online-Werbung zuschanzten.

Ein weiterer Vorwurf lautete, einer der Macher habe sich sexuell anzüglich gegenüber jungen Männern im Team geäußert. Der Mitbegründer zog sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe aus der Initiative zurück.

Finanzielle Probleme scheint die Initiative dennoch nicht zu haben. Allein im ersten Halbjahr 2023 haben sie mehr als 3,6 Millionen Dollar an Spenden erhalten.

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