Dschihad Frauen Kalaschnikow
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Verfassungsschutz warnt vor salafistischen Frauenverbänden

Verfassungsschutz warnt vor salafistischen Frauenverbänden

Bisher wurden Attentate in Westeuropa von Männern verübt. Doch der Verfassungsschutz warnt jetzt vor Frauen, die aus Dschihad-Gebieten zurückkommen oder sich hierzulande radikalisieren. Von Markus Thöß und Joseph Röhmel

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

 In Einzelfällen habe es schon Frauenkampfverbände gegeben. Die Terrormiliz IS wurde militärisch stark zurückgedrängt. Deutsche Frauen, die sich der Gruppe angeschlossen haben, könnten nun aus Syrien und dem Irak heimkehren. "Das Gefahrenpotenzial von Frauen und Kindern, die aus Dschihad-Gebieten kommen, wird von uns ganz besonders gewichtet", sagt Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz:

"Das sage ich vor dem Hintergrund, dass wir in der Vergangenheit immer im Blick hatten, dass Frauen dorthin reisten, um als Gefährtin der Mudschahedin, als Ehefrau und Mutter dort zu leben und nicht als Kämpferin. Wir haben in den vergangenen Jahren allerdings auch andere Fälle erlebt, wo Frauen als Selbstmordattentäterinnen eingesetzt worden sind. In Einzelfällen gab es auch schon Frauenkampfverbände. Vor diesem Hintergrund beobachten wir die jetzige Sicherheitslage sehr aufmerksam." Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz

Salafisten in Bayern

In Bayern beobachten die Sicherheitsbehörden nach BR-Informationen eine tschetschenische Frau, die in Ilmmünster, Landkreis Pfaffenhofen, lebt. Die Deradikalisierungsstelle im Landeskriminalamt versuchte erfolglos an die Frau heranzukommen.

Rückblick: Vor knapp zwei Jahren wurde der Tschetschenin vorgeworfen, sie habe ihre sechs Kinder vernachlässigt. Daraufhin nahm ihr das Jugendamt die Kinder weg. Vor dem Amtsgericht Paffenhofen wurde über die Inobhutnahme entschieden. Es folgte ein großer Aufschrei in der Salafisten-Szene.

Wie gefährlich ist das Umfeld der Tschetschenin?

Eine Anwohnerin berichtete damals dem Bayerischen Rundfunk von fremden Männern, die in Ilmmünster aufgetaucht seien und tagelang das Wohnhaus der Tschetschenin belagerten hätten. Im Internet wurde über die "Ungläubigen" geschimpft, die ihrer armen Schwester die Kinder weggenommen hätten. Diese müssten jetzt bei schwulen Christen leben. Der BR-Politikmagazin Kontrovers liegt der Screenshot einer Handynachricht vor:

"Wir sind mit aller Macht für euch. Deutschland stampfen wir in den Boden. Die werden ihre Grenzenlosigkeit noch bedauern!" Handynachricht

Bei den Recherchen treffen die Reporter einen Mann im Wohnhaus der Tschetschenin. Er gibt an, ihr Ehemann zu sein. Der Mann distanziert sich von radikalen Kräften. Die Männer, die damals im Ort aufgetaucht seien, kenne er nicht persönlich. Dennoch zeigt der Fall, dass die Solidarität groß ist, wenn ein "Bruder" oder eine "Schwester" ins Fadenkreuz der Behörden gerät.

Der verurteilte Dschihadist

Im Zusammenhang mit der Tschetschenin aus Ilmmünster tauchte ein junger Mann in mehreren Internet-Videos auf, in denen er zu Spenden aufrief – vermutlich, um der Tschetschenin finanziell unter die Arme zu greifen. Wenig später wurde der Deutsch-Türke verhaftet. Das Landgericht München verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten, unter anderem wegen versuchter Ausreise in ein Terrorcamp im Ausland. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sich dem IS anschließen wollte.

Tschetschenen in ganz Europa vernetzt

In der Salafisten-Szene im In- und Ausland sind insbesondere Tschetschenen gut vernetzt. Der Historiker Christian Osthold hält sie für "ideologisch sehr gefestigt, was sie stark unterscheidet von Syrern oder Afghanen". Deshalb kommt er zu der Einschätzung, dass "die gefährlichsten Terroristen aus Tschetschenien kommen". Osthold hat umfangreiche Feldforschung im Nordkaukasus betrieben und gilt als Experte für Tschetschenien und Islamismus. Tschetschenische Clans sind in ganz Europa verstreut und halten grenzübergreifend Kontakt zueinander.

Frauen als Selbstmordattentäterinnen

In einem russischen Speziallager für Terroristen verbüßt die Tschetschenin Zarema Mushachojew bereits seit zehn Jahren ihre Strafe. Im Juni 2003 wollte sich die damals 22-Jährige in Moskau in die Luft sprengen, aber der Zündmechanismus versagte. Wenn man Zarema Mushachojewa heute darauf anspricht, wirkt sie desillusioniert.

"Was für normale Mädchen Filmstars sind, sind für viele Mädchen in Tschetschenien Rebellen. Sie leben in den Bergen, tragen Waffen. Ich bewunderte sie, wenn ich sie im Fernsehen sah. Aber, als ich sie selbst erlebte, dachte ich: Welch ein Abschaum!" Zarema Mushachojewa

Anwerber für Terroristinnen

"Schwarze Witwen" werden die tschetschenischen Selbstmordattentäterinnen genannt. Erstmals traten sie Anfang der 2000er Jahre in Russland in Erscheinung. Die Frauen würden gezielt rekrutiert und manipuliert, erzählt Zarema Mushachojewa, der Bruder einer Freundin warb sie an. 2004 wurde der Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. Er galt als einer der wichtigsten Anwerber tschetschenischer Selbstmordattentäterinnen.

Vorbild für heutige Dschihadistinnen?

Immer öfter begeistern sich auch deutsche Mädchen für die Rolle einer „Schwarzen Witwe“ und sympathisieren mit Terrorgruppen wie dem IS. Als "Bräute Allahs" wollen sie in den Heiligen Krieg ziehen. Kaum eine weiß, worauf sie sich einlässt.