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Militärische Übung für Zivilisten in Caracas, Venezuela, am 26.8.2017

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Venezuela veranstaltet Militärübung nach US-Drohung

Die Streitkräfte Venezuelas halten an diesem Wochenende landesweite Großübungen ab. Gestern marschierten in Caracas Soldaten und regierungsnahe Milizen auf den Straßen. Die Zivilbevölkerung wurde aufgerufen, sich Reserve-Einheiten anzuschließen.

Präsident Nicolás Maduro rief für das Wochenende "alle Venezolaner im Alter zwischen 18 und 60 Jahren auf, die Nation gegen die imperiale Bedrohung zu verteidigen". Präsident Trump hatte vor zwei Wochen angesichts der innenpolitischen Krise in Caracas eine militärische Intervention nicht ausgeschlossen. Die Regierung rechnet nach eigenen Angaben damit, dass sich heute 700.000 zivile Mitglieder der Milizen und 200.000 Angehörige der regulären Streitkräfte beteiligen.

Staatsbankrott Venezuelas wahrscheinlich noch dieses Jahr

Die Übung gilt als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen der USA gegen Venezuela. Am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump per Dekret neue Sanktionen gegen Venezuela verhängt. Die Weisung verbietet den Handel mit bestimmten Wertpapieren des venezolanischen Staates und des staatlichen Ölkonzerns PDVSA. Die Sanktionen sollen Maduro erschweren, an frisches Geld zu kommen. Das erdölreiche Venezuela durchlebt eine schwere politische und wirtschaftliche Krise. Bei teils sehr gewaltsamen Demonstrationen für eine Absetzung Maduros kamen seit Anfang April über 120 Menschen ums Leben. Viele Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs sind nur noch auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Es wird ein Staatsbankrott noch in diesem Jahr erwartet. 

Warnung vor neuer Diktatur

Nachbarstaaten warnen vor dem Entstehen einer neuen Diktatur in der Region. Ende Juli hatte Staatschef Nicolás Maduro eine umstrittene Verfassunggebende Versammlung wählen lassen - diese entmachtete kurz darauf das von der Opposition kontrollierte Parlament. Journalisten beklagen die Einschränkung der Meinungsfreiheit in Venezuela. Seit Jahresbeginn seien bereits 49 Redaktionen geschlossen worden, sagte Marco Ruíz, Chef der Gewerkschaft SNTP. Die meisten davon seien Radiosender, aber auch Fernsehsender seien betroffen. Maduros Regierung verfolge eine "systematische Politik", die freie Meinungsäußerung zu lähmen, beklagte Ruíz. Bereits im Februar hatte die venezolanische Regierung den spanischsprachigen Ableger des US-Nachrichtensenders CNN im Land abgeschaltet, weil dieser "Kriegspropaganda" betreibe.