Eine ukrainische Flagge weht vor Trümmern in Dolyna, unweit der ostukrainischen Stadt Lyman.
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Eine ukrainische Flagge weht vor Trümmern in Dolyna, unweit der ostukrainischen Stadt Lyman.

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Selenskyj verkündet Zurückeroberung ostukrainischer Stadt Lyman

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus Lyman in der Ostukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die vollständige Kontrolle über die strategisch wichtige Stadt verkündet. Union und Grünen fordern Kampfpanzerlieferungen an Kiew.

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Zwei Tage nach der Annexion vier ukrainischer Regionen durch Russland hat Kiew eigenen Angaben zufolge die wichtige Stadt Lyman in der Ostukraine komplett zurückerobert. Die Stadt in der von Russland am Freitag annektierten Donezkregion sei seit 12.30 Uhr (11.30 Uhr MESZ) "vollständig" von russischer Militärpräsenz befreit, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in einem in Onlinenetzwerken veröffentlichten Video.

Russische Truppen mussten sich zurückziehen

Selenskyj dankte in dem Video dem ukrainischen Militär. Bereits am Samstagabend hatte er in seiner täglichen Videoansprache die Rückeroberung weiterer von Russland kontrollierter Gebiete angekündigt. "Im Laufe der Woche wurden weitere ukrainische Flaggen über dem Donbass gehisst", sagte Selenskyj. "In der Woche darauf werden es noch mehr sein."

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Samstag bei Twitter ein Video von Soldaten, die eine ukrainische Flagge neben einem Schild mit dem Namen der Stadt Lyman hochhalten. Moskau hatte kurz darauf den Rückzug seiner Truppen aus Lyman wegen der "Gefahr" einer Einkesselung bekannt gegeben.

Hardt und Hofreiter fordern Kampfpanzerlieferungen

Derweil gibt es aus Union und Grünen neue Forderungen nach Panzerlieferungen an Kiew. Die Ukraine brauche "jetzt Schützen- und Kampfpanzer", sagte CDU-Außenexperte Jürgen Hardt am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter forderte konkret die Lieferung von Kampfpanzern des Typs Leopard 2.

"Deutschland sollte die Rückeroberung von Lyman zum Anlass nehmen, noch mehr zu tun", sagte Hardt AFP. "Die Ukraine will mehr Ausrüstung aus Deutschland und muss sie auch bekommen." Der jüngste Erfolg der ukrainischen Truppen zeige, "wie dieser Krieg auf absehbare Zeit beendet werden kann. Dafür braucht die Ukraine jetzt Schützen- und Kampfpanzer." Solches Militärgerät will die Bundesregierung bislang nicht an Kiew liefern.

Hofreiter sagte der "Welt" laut einer Meldung vom Sonntag zu den von Deutschland bereits an die Ukraine gelieferten Panzerhaubitzen: "Warum sollten Panzerhaubitzen weniger aggressiv sein als ein Leopard 2?" Deutschland solle "für Europa Verantwortung übernehmen, gemeinsam mit Spanien, die bereit dazu sind, Leopard-Panzer zu liefern".

Russland droht mit dem Einsatz von Atomwaffen

Die Rückeroberung Lymans ist der erste größere militärische Erfolg der Ukraine in den am Freitag von Russland annektierten Gebieten. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte die vom Westen als völkerrechtswidrig verurteilte Annexion der Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson am Freitag vollzogen.

Mit der Annexion hatte die russische Führung klargemacht, dass sie Angriffe auf diese Regionen künftig als Angriffe auf russisches Staatsgebiet betrachten werde. Für diesen Fall drohte die Nummer zwei des russischen Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, mit dem Einsatz "strategischer Atomwaffen".

  • Zum Artikel: "Bei Atomwaffen-Einsatz - "Russland wäre global ein Aussätziger""

Ukraine warnt russische Kollaborateure

Selenskyj drohte am Samstag seinerseits, kein Russe sei seines Lebens sicher, solange Putin in Moskau an der Macht sei. "Bis ihr alle das Problem mit demjenigen gelöst habt, der das alles angefangen hat, der diesen sinnlosen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat, werdet ihr, einer nach dem anderen, getötet werden." Der ukrainische Präsident nannte den Krieg "einen historischen Fehler" Russlands.

Der Kiew-treue Bürgermeister der von Russland besetzten südukrainischen Stadt Melitopol kündigte unterdessen ein hartes Vorgehen gegen Kollaborateure in den russisch besetzten Gebieten an. "Keiner von ihnen wird sich der Verantwortung entziehen", sagte Iwan Fedorow der Funke-Mediengruppe (Sonntagsausgaben). "Dank unserer Bewohner, die Hinweise auf Verräter geben, kennen wir die Namen aller Kollaborateure", fügte er hinzu.

Mit AFP-Material

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