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Pränataldiagnostik per Ultraschall

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Pränataldiagnostik: Wie Ärzte schlechte Nachrichten überbringen

Pränataldiagnostik durch Ultraschall oder spezielle Blutuntersuchungen sind für Schwangere inzwischen Standard. Doch was, wenn Ärzte Auffälligkeiten entdecken? Wie überbringen sie ihren Patienten die kritischen Informationen?

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Pränataldiagnostik durch Ultraschall oder spezielle Blutuntersuchungen sind für Schwangere inzwischen Standard. Doch was, wenn Ärzte Auffälligkeiten entdecken? Wie überbringen sie ihren Patienten die kritischen Informationen?


"Während des Ultraschalls sagen wir erstmal gar nichts. Wir können keine Einschätzung geben, wenn wir nicht das gesamte Kind angeschaut haben. Es bringt nichts, die Patientin zu ängstigen, während sie liegen muss und sich nicht rühren kann". Dr. Maria Delius, Oberärztin an der Frauenklinik am Münchner Klinikum Großhadern.


Sensibles Arztgespräch

Nach der ersten Untersuchung empfiehlt Oberärztin Dr. Maria Delius ein vorsichtiges Arztgespräch. Sie versucht herauszufinden, wie das Paar mit einem behinderten Kind umgehen würde und nennt zunächst positive Eigenschaften, die sich auf dem Ultraschallbild erkennen lassen: normale Größe, richtige Lage oder positive Herzreaktionen. Schließlich geht es darum, das Paar auf „größere oder kleinere Auffälligkeiten“ hinzuweisen. Allerdings gilt es, dabei Panik-Mache zu vermeiden. Folgeuntersuchungen sind in der Regel nötig – ein Anfangsverdacht kann sich wieder in Luft auflösen. In einem weiteren Gespräch mit den Eltern sollten möglichst alle Fragen so verständlich wie möglich erklärt werden – zum Beispiel mit der Unterstützung von Experten der anderen Abteilungen.


Allein der Verdachtsmoment kann ein Schock sein

Im Verdachtsfall auf Missbildungen des Kindes helfen auch Fachstellen für Pränataldiagnostik weiter, zum Beispiel am Zentrum für natürliche Geburt und Elternsein in München. Hier werden Eltern aufgefangen und beraten.


"Allein, dass es einen Verdachtsmoment gibt, dass da was sein könnte, ist schon ein Schock. Das schlimmste ist, dass die Eltern dann sofort heimgehen und googlen, was da ist. Es ist menschlich, dass man sich als Schwangere das schlimmste in der Fantasie ausmalt". Andrea Singer, Geburtsvorbereiterin von der Fachstelle „Pränataldiagnostik“, Zentrum für natürliche Geburt und Elternsein in München.


Nach der Diagnose versucht die Geburtsvorbereiterin Andrea Singer, in ausführlichen Gesprächen mit den Eltern, alle Informationen zu sortieren – und die Haltung der Eltern gegenüber einem Kind mit Behinderung abzuklären. Viele, sagt Singer, entscheiden sich in der Praxis für einen Schwangerschaftsabbruch. Aber einige nehmen ihr Kind auch an, so wie es ist. Hier gilt es zunächst, verlorenes Selbstvertrauen wieder aufzubauen.


Schulung für Ärzte

Seit mehreren Jahren lernen Gynäkologen in ihrer Facharztausbildung, wie man schlechte Nachrichten überbringt: "Psychosomatische Grundversorgung" mit Theorie und Praxis und "Fallbezogene Selbsterfahrung" sind verpflichtender Bestandteil der Ausbildung. Werdende Frauenärztinnen und Ärzte lernen, wie man das Ergebnis einer Diagnose den Patienten übermittelt, aber auch, wie die rechtliche Situation von Eltern ist, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch nach Paragraph 218a entscheiden.