An kaum einem anderen Ort befinden sich so viele heilige Stätten wie in Ostjerusalem. Judentum, Islam und Christentum sind hier prominent vertreten. Mit der Klagemauer, der Al-Aksa-Moschee, sowie der Grabeskirche. Und dennoch: Ein Schmelztiegel miteinander lebender Kulturen ist Ostjerusalem keinesfalls.
Im Gegenteil: Es ist vielmehr ein Ort des Misstrauens und der Abgrenzung. Araber wie Juden reklamieren das Gebiet für sich. Der politische Status Ostjerusalems und die damit verbundene Siedlungsproblematik sind bis heute ein zentraler Punkt des Nahostkonfliktes. Es kommt immer wieder zu Anschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Die Palästinenser lehnen den Anspruch Israels auf Ostjerusalem strikt ab und bestehen auf der Kontrolle des gesamten Stadtteils einschließlich des Tempelbergs. Aus ihrer Perspektive ist Ostjerusalem die Hauptstadt eines zukünftigen Palästinenserstaates. Aus israelischer Sicht ist Ostjerusalem Teil des vereinigten Jerusalem einschließlich der Teile des Westjordanlandes, die von Israel zum Jerusalemer Stadtgebiet erklärt wurden. Heute, 50 Jahre nachdem Israel den Ostteil Jerusalems im sogenannten Sechstagekrieg eroberte, könnten die Lebensverhältnisse dort nicht unterschiedlicher sein. Die Gräben zwischen der jüdischen und arabischstämmigen Bevölkerung sind tief - mit weitreichenden Folgen.