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Neues Facebook-Datenleck: Millionen Profile ungeschützt im Netz

Schon wieder wird von einem Datenleck bei Facebook berichtet und wieder kommt es aus dem Umfeld der Uni Cambridge. Drei Millionen Profile, die über die App "myPersonality" ausgelesen wurden, lagen demnach jahrelang ungesichert im Netz. Von Max Muth

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Wenige Wochen nach dem Mega-Skandal um Facebooks mangelnden Datenschutz berichtet das britische Magazin "New Scientist" über einen weiteren Fall von unrechtmäßiger Weitergabe von Nutzerinformationen. Diesmal geht es um drei Millionen Profile. Im Zentrum des aktuellen Falls steht die App "myPersonality", die von den Forschern Michael Kosinski und David Stillwell verwaltet wurde, um Daten für psychometrische Forschung zu sammeln.

Auch Cambridge Analytica wollte die Daten

Im aktuellen Fall willigten demnach drei Millionen Nutzer ein, dass ihre anonymisierten Daten für die Forschung verwendet werden dürfen. Unter den Daten befinden sich neben Alter, Geschlecht und Beziehungsstatus der Nutzer auch einige Ergebnisse des Persönlichkeitstests der App. Kosinski und Stillwell teilten die gesammelten Daten mit über 280 Partnern. Offenbar wollte auch die Skandal-Firma Cambridge Analytica im Jahr 2013 Zugang zu den Daten, die Forscher lehnten das wegen der politischen Ambitionen der Firma ab. Doch Alexandr Kogan, der Mann im Zentrum des Cambridge Analytica Skandals, war laut "New Scientist" bis 2014 als Partner des Projekts gelistet.

Um als Partner akzeptiert zu werden, mussten Antragsteller eine Festanstellung an einer Universität haben und versichern, die Daten vertraulich zu behandeln. Laut dem Bericht ist aber davon auszugehen, dass auch Unbefugte Zugriff zu den Daten hatten. Der Zugang eines Forschers lag demnach jahrelang offen sichtbar im Netz, weil ein Forscher seine Zugangsdaten über die Programmierplattform GitHub mit Studenten teilte. Die Nutzerdaten wurden von den Forschern zwar anonymisiert, doch laut dem „New Scientist“ wäre es vergleichsweise einfach gewesen, die Daten wieder Facebook-Profilen zuzuordnen. 

Facebook sperrt 200 Apps

Kosinski gilt als einer der Vorreiter der psychometrischen Forschung und wurde nach der Wahl von Donald Trump als US-Präsident auf einen Schlag weltbekannt, weil verschiedene Artikel suggerierten, seine Forschung hätte Trump ins Weiße Haus geholfen. Psychometrie geht davon aus, dass sich durch nur wenige Likes auf Facebook viel über die Persönlichkeit der Nutzer herausfinden lässt, zum Beispiel über ihre Hautfarbe, ihre politische Einstellung und ihre sexuelle Ausrichtung.

Facebook hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass es 200 Apps gesperrt hat, die Zugriff auf große Mengen an Nutzerdaten hatte, darunter auch „myPersonality“. Die Macher der App gaben an, sie seien erstaunt über die plötzliche Reaktion seitens Facebook. Das Unternehmen sei über die Forschung des Teams seit 2011 informiert gewesen.