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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in China

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Merkel besucht Innovationshochburg Shenzhen

Mit einer Reihe von Wirtschaftsterminen schließt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heute ihren Besuch in China ab. Im südchinesischen Shenzhen nimmt sie u.a. an der Eröffnung eines Innovationszentrums der deutschen Außenhandelskammer teil.

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In der High-Tech-Metropole will sich Merkel über den Stand der chinesischen Innovationstechnologie wie künstliche Intelligenz oder autonomes Fahren informieren. Gemeinsam mit dem Gouverneur der Provinz Guangdong, Li Xi, will sie etwa die Innovationsplattform der deutschen Außenhandelskammer vollziehen. Anschließend steht ein Besuch eines Siemens-Standorts auf dem Programm, an dem seit 2002 bildgebende Geräte zur Gesundheitsdiagnostik produziert werden. 

Daten von einer Million Menschen

Die Kanzlerin wird auch das chinesische Biotech-Startup iCarbonX besuchen. Seit 2015 arbeitet die Firma an einer auf künstlicher Intelligenz und der Auswertung großer Datenmengen basierenden Plattform zur Gesundheitsförderung und -vorsorge. Dazu sollen in den nächsten fünf Jahren Gesundheitsdaten wie etwa Herzschlag, Schlafmuster, Blutwerte und die Erbsubstanz von bis zu einer Million Menschen analysiert werden. Dazu kooperiert das Unternehmen mit Fitnessclubs und Kliniken und unterhält auch selbst eigene Messstationen in Großstädten.

Langfristig sollen Daten über smarte Geräte im Haushalt gesammelt werden. Die Toilette könnte etwa den Urin analysieren, die Zahnbürste untersucht den Speichel, und der Spiegel im Bad scannt mit einer 3D-Kamera den Zustand der Haut. Vor allem ausländische Beobachter und Menschenrechtler sehen den sorglosen Umgang mit Daten in China sowie die massive Überwachung durch den Staat allerdings kritisch. Eine öffentliche Debatte über Datenschutz wird im bevölkerungsreichsten Land der Welt praktisch nicht geführt.

Orwells Realität ab 2020

Die Regierung arbeitet derzeit auch an einem sogenannten Sozialpunktesystem, das alle möglichen Daten der Bürger zusammenführt und auswertet. Das nationale Bewertungssystem, das an die totale Überwachung in George Orwells Roman "1984" erinnert, soll ab 2020 zwischen guten und schlechte Bürgern oder Unternehmen entscheiden - und damit darüber, wer einen Job, einen Auftrag oder einen günstigen Kredit bekommt. Potenziell hängt davon sogar ab, wer in ein Flugzeug steigen darf.