Das deutsche Rettungsschiff "Lifeline" mit etwa 230 aus Seenot geretteten Migranten an Bord darf in einen Hafen Maltas einlaufen. Das sagte Maltas Ministerpräsident Joseph Muscat am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. "Ich denke, dass das Schiff heute Abend unsere Küsten erreichen wird", sagte Muscat.
Lage auf "Lifeline" immer schlimmer
Bereits gestern hatte sich Malta bereit erklärt, die "Lifeline" in einen Hafen einlaufen zu lassen – allerdings unter der Bedingung, die Migranten anschließend in Europa zu verteilen. Darüber gibt es aber noch keine Einigung. Deshalb hatte sich die offizielle Erlaubnis für das Einlaufen noch hingezogen. Zwischenzeitig spitzte sich die Lage auf dem Rettungsschiff nach Angaben der Besatzung dramatisch zu, viele Migranten wurden nach sieben Tagen auf hoher See mit starkem Wellengang seekrank. Unter den 233 Migranten sind Kinder unter drei Jahren und Opfer von Gewalt, ein Geretteter musste wegen besonders schwerer Verletzungen bereits evakuiert und operiert werden.
Diskussion über Verteilung der Migranten
Italien hat seine Häfen für die NGOs, die in den letzten Monaten zehntausende Menschen vor der Küste Libyens aus Seenot gerettet haben, geschlossen. Malta, das kleinste Land der EU, besteht auf einer Verteilung der Migranten an Bord der "Lifeline" auf andere Staaten. Das Land hat in den letzten Monaten fast keine Migranten mehr aufgenommen und sich auch nicht an der Seenotrettung beteiligt. Zunächst hatten sich Italien und Frankreich bereit erklärt, einige der Migranten aufzunehmen. Doch andere Staaten zögern, darunter auch Deutschland. Zwar hatten die Bundesländer Berlin und Schleswig-Holstein Hilfsbereitschaft signalisiert, die Zustimmung der Bundesregierung steht aber noch aus.
Seehofer zögert - und nennt nach Kritik Bedingungen
Bundesinnenminister Horst Seehofer wurde für diese zögerliche Haltung von der Hilfsorganisation heftig kritisiert: Mitgründer Axel Steier sagte, wenn die Situation auf dem Schiff in den nächsten Stunden eskaliere, sei dies allein Seehofers Verantwortung.
Seehofer hat inzwischen Bedingungen für eine mögliche Aufnahme von Flüchtlingen vom Rettungsschiff "Lifeline" in Deutschland genannt. Eine Voraussetzung sei, dass das Schiff festgesetzt werde, sagte Seehofer am Mittwoch am Rande einer Sitzung des Innenausschusses des Bundestages. "Wir müssen verhindern, dass es zu einem Präzedenzfall wird." Das habe er auch Außenminister Heiko Maas (SPD) gesagt, der sich nun um die Details kümmern werde.
Seit Jahresbeginn sind rund 41.000 Migranten über das Mittelmeer nach Europa geflohen und damit deutlich weniger als letztes Jahr. Etwas mehr als 16.000 von ihnen kamen nach Italien.