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Mesut Özil mit Präsident Erdogan

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Kritik an Özil und Gündogan nach Treffen mit Erdogan

Kurz vor Nominierung des Kaders für die Fußball-WM werden die Nationalspieler Özil und Gündogan wegen eines Treffens mit dem türkischen Präsidenten Erdogan kritisiert. DFB-Präsident Grindel und mehrere Politiker warfen ihnen mangelnde Distanz vor.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Mesut Özil und Ilkay Gündogan hatten sich in einem Londoner Hotel mit Recep Tayyip Erdogan getroffen und ihm Trikots von ihrer jeweiligen Vereinsmannschaft überreicht. Fotos davon wurden unter anderem von Erdogans Partei AKP in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Gündogan hatte sein Trikot mit der Widmung versehen: "Mit Respekt für meinen Präsidenten".

"Der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden. Deshalb ist es nicht gut, dass sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen", schrieb DFB-Chef Reinhard Grindel auf Twitter.

"Statement zum deutschen Präsidenten wäre erfreulich"

Rainer Koch, DFB-Vize und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, erklärte, er respektiere, dass Nationalspieler mit Migrationshintergrund die deutsche Nationalhymne nicht mitsingen.

"Allerdings meine ich, lieber Ilkay Gündogan, dass man als Deutscher mit türkischen Wurzeln wenige Wochen vor der Fußballweltmeisterschaft, bei der man im deutschen Nationaltrikot spielen möchte, schon auch deutlich sagen und aussprechen sollte, dass der deutsche Staatspräsident mindestens auch 'mein Präsident' ist. Ich würde mich freuen, wenn ein solches Statement in den nächsten Stunden kommen würde." Rainer Koch, DFB-Vize-Präsident

"Befremdliche Huldigung"

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach sagte der "Heilbronner Stimme":

"Niemand erwartet von unseren Nationalspielern mit Migrationshintergrund, dass sie ihre Herkunft verleugnen. Aber von denen, die für unser Land spielen, sollten wir schon erwarten, dass sie wissen, dass nicht Erdogan, sondern Steinmeier ihr Präsident ist." Wolfgang Bosbach (CDU)

Bosbach fügte hinzu: "Es ist mehr als nur befremdlich, dass beide auf diese Weise einem antidemokratischen, autoritären Herrscher huldigen, und die moderate Reaktion des DFB lässt sich nur damit erklären, dass man dort alles unterlassen möchte, was Unruhe in die WM-Vorbereitung bringen könnte."

"Ein grobes Foul"

Die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen betonte: "Im Londoner Luxushotel mit dem Despoten Erdogan zu posieren und ihn auch noch als 'meinen Präsidenten' zu hofieren, während in der Türkei Demokraten verfolgt und kritische Journalisten inhaftiert werden, ist ein grobes Foul." Kritik kam auch von Cem Özdemir von den Grünen:

"Der Bundespräsident eines deutschen Nationalspielers heißt Frank-Walter Steinmeier, die Bundeskanzlerin Angela Merkel, und das Parlament heißt Deutscher Bundestag." Cem Özdemir (Grüne)

Der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Detlev Pilger, sprach von der "Huldigung für einen Politiker, der die Pressefreiheit mit Füßen tritt und die Menschenrechte einschränkt". Özil und Gündogan spielten "schließlich für die deutsche Nationalmannschaft. Daher sollten sie auch Loyalität gegenüber dem deutschen Staat zeigen", sagte er der "Rhein-Neckar-Zeitung".

"Bekenntnis zu einem anderen Staat nicht in Ordnung"

Der sportpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Eberhard Gienger, sagte, das Verhalten der Nationalspieler laufe den Bemühungen um Integration der Türken in Deutschland zuwider. "Wir wollen, dass die türkischen Mitbürger hierzulande die Bundesrepublik als ihr Land betrachten. Und dann bekennen sich zwei herausragende Persönlichkeiten zu einem anderen Staat. Das ist nicht in Ordnung", sagte der ehemalige Kunstturner. 

Gündogan verteidigt sich

Gündogan wies die Vorwürfe zurück. "Es war nicht unsere Absicht, mit diesem Bild ein politisches Statement abzugeben, geschweige denn Wahlkampf zu machen", zitierte Bild.de aus einer Erklärung des Spielers von Manchester City. "Als deutsche Nationalspieler bekennen wir uns zu den Werten des DFB und sind uns unserer Verantwortung bewusst."

 Der Fußballer hob in der Stellungnahme hervor, dass die Begegnung mit Erdogan am Rande der Veranstaltung einer türkischen Stiftung in London zustande gekommen sei, "die türkische Studenten im Ausland fördert und ihnen damit eine internationale Karriere ermöglicht". "Aus Rücksicht vor den derzeit schwierigen Beziehungen unserer beiden Länder" hätten er und seine Kollegen nichts zu dem Treffen in den sozialen Online-Netzwerken veröffentlicht, zitierte Bild.de Gündogan weiter. Sie hätten sich Erdogan gegenüber aber auch nicht "unhöflich" verhalten wollen.