Die Ermittler rechnen H. nunmehr mindestens 62 Sterbefälle im Klinikum Delmenhorst sowie 38 Taten am Klinikum Oldenburg zu. Bei fünf Fällen müssten noch ergänzende Untersuchungen erfolgen, weil die Betroffenen damals auch medizinisch indizierte Medikamente bekamen. Wann die Ergebnisse dazu vorlägen, sei derzeit noch unklar.
Geltungsbedürfnis als Tatmotiv
H. hatte Intensivpatienten eigenmächtig verschiedene Medikamente verabreicht, um Herz-Kreislauf-Stillstände auszulösen und sie anschließend wiederzubeleben. Damit wollte er sich vor Kollegen als heldenhafter Retter beweisen. Viele der Kranken überlebten diese Prozedur nicht. Seine Taten beging er zwischen 2000 und 2005.
Ausweitung der Ermittlungen nach Geständnis
Niels H. ist bereits wegen sechs Taten zu lebenslanger Haft verurteilt worden, unter anderem wegen zwei Morden. Wegen eines überraschenden Geständnisses in einem der Verfahren wurden die Ermittlungen zu seinem Fall anschließend noch einmal massiv ausgeweitet. Eine Sonderkommission aus Staatsanwaltschaft und Polizei exhumierte mehr als 130 frühere Patienten und ließ akribisch sämtliche Sterbefälle an seinen Arbeitsstätten prüfen.
Statistische Auffälligkeiten
Fest steht nach Ansicht der Ermittler, dass ein großer Teil der Morde hätte verhindert werden können. Schon am Klinikum Oldenburg gab es eine Statistik, die zeigte, dass während der Schicht von Niels H. die Sterberate und die Zahl der Reanimationen stieg. Das Klinikum Oldenburg trennte sich von dem verdächtigen Pfleger und stellte ihm sogar ein gutes Arbeitszeugnis aus. Eine Warnung an das Klinikum Delmenhorst blieb aus.
Die Staatsanwaltschaft will wegen der neuen Fälle voraussichtlich Anfang kommenden Jahres Anklage erheben.