War Childhood Museum
Bildrechte: BR | Stephan Ozsváth

Seit Anfang des Jahres thematisiert das Museum in Sarajevo Kindheit im Krieg. Während der Belagerung Sarajevos starben 1500 Kinder

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Kindheit im Krieg: Ein Museum sammelt Erinnerungsstücke

In Sarajevo fand die erste Ausstellung des „Museums der Kindheit im Krieg“ statt. Das Museum hat zwar viele Exponate, aber keine Räume. Eine typisch bosnische Geschichte: Junge Menschen wollen etwas unternehmen, die Behörden zeigen wenig Interesse.

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Für die Schauspielerin Maja Salkic hat ein kleiner Porzellanhund in einer Vitrine des gerade eröffneten War Childhood Museums in Sarajevo besondere Bedeutung. „Er ist ein Geburtstagsgeschenk meiner besten Freundin Selma“, sagt sie unter Tränen. Kurz vor dem Krieg bekamen sie und ihre Zwillingsschwester je einen Hund zum Geburtstag. Wenige Monate später beginnt die Belagerung Sarajevos.

Die 37-jährige Maja erinnert sich an ihre letzte Begegnung mit Selma. „Wir besprachen meinen Geburtstag“, erzählt sie. Dann fuhr Selma mit ihren Eltern und einem anderen Verwandten ins Krankenhaus. Dort lag ihr Bruder, den eine Granate beim Spielen traf. Er überlebte zwar, sitzt aber im Rollstuhl. „Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus traf die Granate das Auto“, sagt Maja. Nur Selmas Mutter überlebt. Ihre beste Freundin Selma ist tot, eins von 1500 Kindern, die während der fast vierjährigen Belagerung von Sarajevo starben. Insgesamt kamen mehr als 10.000 Menschen in der bosnischen Hauptstadt um.

Das „War Childhood Museum“ in einem ehemaligen Kulturzentrum zeigt Alltagsgegenstände wie den Porzellanhund und Video-Testimonials von Bosniern, die den Krieg als Kinder erlebt haben. Keimzelle war ein Buch. Seit Öffnung des Museums Anfang des Jahres haben bereits 1000 Menschen die Einrichtung besucht, darunter auch viele Kinder. Unterstützung von bosnischen Politikern gibt es nicht, nur Lippenbekenntnisse.