Eine Umfrage im Auftrag der Tageszeitung "Irish Times“ kommt zu einem ähnlichen Ergebnis; die Auszählung der Stimmen beginnt erst am Samstagmorgen. Viele Iren waren aus dem Ausland extra zurück in ihre Heimat gereist, um an dem Abtreibungsreferendum teilzunehmen – auch, weil viele Beobachter ein deutlich knapperes Ergebnis erwartet hatten.
Abbruch nur bei Lebensgefahr für die werdende Mutter
Bislang dürfen Frauen und Ärzte in Irland nur dann eine Schwangerschaft beenden, wenn das Leben der werdenden Mutter in Gefahr ist – in allen anderen Fällen, auch nach Vergewaltigungen oder bei einer schweren Missbildung des Fötus, nicht. Tausende Irinnen fahren jedes Jahr vor allem nach Großbritannien, um dort abzutreiben.
Gesetz soll Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12. Woche legalisieren
Der Gesetzentwurf der konservativen Regierung in Dublin sieht vor, Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12. Woche zu legalisieren; diese Regelung hatte eine Bürgerversammlung nach Anhörung zahlreicher Experten vorgeschlagen. Nach Aussage des Gesundheitsministers soll das Gesetz noch in diesem Jahr das Parlament passieren.
Die Abtreibungsgegner hatten für ein „No“-Votum gekämpft. Sie wollten den Schutz des ungeborenen Lebens so wie bisher in der Verfassung verankert sehen. Auch die in Irland lange extrem einflussreiche Katholische Kirche hatte sich gegen eine Liberalisierung ausgesprochen. Ihre Autorität hat jedoch unter den Missbrauchsskandalen der vergangenen Jahrzehnte gelitten.
Zustimmung zur Homo-Ehe vor drei Jahren
Das voraussichtlich deutliche Votum für die Legalisierung von Abtreibungen signalisiert für Irland eine Zeitenwende. Die Einführung der Homo-Ehe hatten die Bürger vor drei Jahren in einem Referendum ebenfalls mit überwältigender Mehrheit gebilligt.