Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris
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Frankreich: Anne Hidalgo will Präsidentin werden

Frankreichs Sozialisten entscheiden am Samstag, wer aus ihren Reihen für die Präsidentschaft kandidiert. In einer internen Vorwahl lag die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo vorne. Wer ist die Frau, die 2022 Madame la Présidente werden möchte?

In Frankreich läuft der Präsidentschaftswahlkampf allmählich an. Am Samstagnachmittag küren die Sozialisten offiziell ihre Kandidatin Anne Hidalgo. Bekannt geworden ist sie als Bürgermeisterin von Paris, die die französische Hauptstadt in eine grüne Metropole verwandeln will. Nun will sie die erste Frau an Frankreichs Spitze werden.

Imagewechsel weg von Paris hin zu ganz Frankreich

Am 12. September gab Anne Hidalgo ihre Ambitionen bekannt. "Ich will als Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen antreten", sagte sie in Rouen. Bereits der Ort, den die 62-Jährige für ihre Absichtserklärung wählt, spricht Bände: Hidalgo - schulterlanges dunkles Haar, hellgrauer Blazer – steht vor einer großen Fensterfront mit Blick auf die Seine. Aber nicht in Paris, sondern in Rouen in der Normandie. Hidalgo braucht einen Imagewechsel, weg von der Pariser Bürgermeisterin, hin zu einer Kandidatin für ganz Frankreich.

Ihr Traum sei es, "dass es unserem Land besser geht", sagte Hidalgo in Rouen. Und sie möchte Frankreich mitgestalten. "Mein Leben ermöglicht es mir, Dinge zu erreichen, die ich will", fügte sie hinzu. Ihr Handeln sei im Einklang mit ihren Pflichten und dem, was sie täglich tue.

In Spanien geboren, in einfachen Verhältnissen aufgewachsen

Über ihr Leben hat sie jüngst ein Buch veröffentlicht: "Une femme française" – "Eine französische Frau". Dabei ist sie Einwandererkind. "Ich bin in Spanien geboren. Und in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, als Tochter eines Elektrikers und einer Schneiderin", erzählte Hidalgo bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur. Sie habe das Glück gehabt, studieren zu können. "Wenn ich nicht durch eine weltliche, gemischte Schule mit Werten der Republik gegangen wäre, würde ich heute kaum als Bürgermeisterin von Paris zu Ihnen sprechen."

Mit zwei Jahren nach Frankreich

Ihre Eltern fliehen vor Franco. Da ist sie zwei. Sie wächst in einem Arbeiterviertel von Lyon auf. Ist Klassenbeste. Liebt das Malen - im großen Format. Anne Hidalgo studiert Sozialwissenschaften, wird Arbeitsinspektorin, berät Minister und den Pariser Bürgermeister. Bis sie selbst die erste Frau in diesem Amt ist und vergangenes Jahr wiedergewählt wird.

Die dreifache Mutter lässt Schulen renovieren, fördert Frauen und die LGBTQ-Bewegung. Sie prescht in der Covid-Krise beim Impfen voran. Auf der anderen Seite der Bilanz wachsen Mietpreise und Kriminalität, sie ersetzt historische Kioske durch neue und der Vorwurf wird lauter, Paris verdrecke. In diesem Sommer ist sie durchs Land getourt, genau wie Präsident Macron. Ihr haftet die Pariser Blase an. "Wenn ich arrogant wäre, wie man es den Parisern nachsagt, funktioniert es nicht", so Hidalgo. "Ich komme in Bescheidenheit her und suche Lösungen."

Schlechter Start für Präsidentschaftskandidatur

Und die sollte sie schnell finden. Denn Anne Hidalgos Wahlkampf legt einen schlechten Start hin. Nur 72 Prozent der Parteimitglieder stimmten für sie als Kandidatin. Mangels besserer Alternativen, raunen einige Sozialisten. Auch in den Umfragen rutschte sie jüngst von neun auf nur noch 5,5 Prozent ab. Ihre Vorschläge zünden nicht: Ob klimafreundliches Tempolimit auf der Autobahn oder Senkung der CO2-Steuer. Für ihre Idee, das Lehrergehalt zu verdoppeln, gab es selbst aus der linken Ecke Häme.

"Rock 'n' Roll Hidalgo" kommentierte Jean-Luc Mélenchon der Chef der linken Partei "La France Insoumise" etwa den Vorschlag. Selbst der Vorsitzende der sozialistischen Partei, Olivier Faure macht sich keine Illusionen: "Wir wissen hier alle, dass der Wahlkampf schwierig wird. Niemand wünscht uns den Sieg", so Olivier Faure von der Sozialistischen Partei.

Anne Hidalgo versucht, all das nicht an sich heranzulassen. Gelassen verweist sie darauf, dass sie die Umfragen bei der Kommunalwahl im März ja auch vorab zur Verliererin erklärt hatten. Unzutreffender Weise.

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