Das umstrittene Werk, erst verhängt, wird abgebaut werden.
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Das umstrittene Werk, erst verhängt, wird abgebaut werden.

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documenta: Kunstministerin sieht Verantwortung bei Kuratoren

Nach dem Skandal um ein antisemitisches Kunstwerk auf der Kunstausstellung documenta fifteen bemüht sich Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) um Schadensbegrenzung - und sieht die Verantwortung bei den Veranstaltern.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Das Werk ist nicht mehr zu sehen, die Debatte ist deshalb aber nicht beendet: Eine heftig kritisierte Installation auf der documenta fifteen in Kassel wurde erst verhüllt - und dann am Dienstagabend abgebaut. Rund 100 Menschen verfolgten dies, es gab Pfiffe und Buhrufe wie auch Beifall.

Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) bemüht sich nun um Schadensbegrenzung. "Ich bin sehr unglücklich und sehr ärgerlich darüber. Gerade angesichts der Debatte, die es gab, hätten alle Kunstwerke natürlich durchgesehen werden müssen von Seiten der Kuratoren. Die haben auch die Verantwortung. Und das ist nicht ausreichend passiert", sagte Dorn im Interview mit der Bayern 2-radioWelt.

Nachdem das umstrittene Bild des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi gestern abgehängt wurde, fordert die Kunstministerin nun eine Aufarbeitung. "Ich kenne erste Erklärungen, wie es dazu kommen konnte. Die sind auf jeden Fall noch nicht ausreichend." Dorn hatte sich für das Abhängen des Kunstwerkes eingesetzt.

Kein "Denkmal der Trauer"

Taring Padi hatte anschließend erklärt, das Werk werde nun "zu einem Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs in diesem Moment." Dazu ging Dorn auf Abstand: "Die Erklärung, die mit der Abdeckung kam, von der distanziere ich mich sehr deutlich. Das hat mich auch sehr geärgert." Sie ergänzte: "Das geht gar nicht. Das sind antisemitische Inhalte, darüber kann es keinen Dialog geben. Das muss sofort entfernt werden, denn antisemitische Inhalte dürfen nicht gezeigt werden."

Sie forderte die Documenta Gmbh auf, die weiteren Werke "genau zu analysieren". Die Übergabe des Kuratorenpostens an das Kollektiv Ruangrupa sei ein Problem gewesen. "Das hat dazu geführt, dass sich das Kuratoren-Team nicht ausreichend gekümmert hat, die einzelnen Werke auch anzuschauen."

Antisemitismus als Thema

Der Antisemitismus müsse weiter auf dieser documenta thematisiert werden. Dorn wünscht sich nun ein Gespräch mit den indonesischen Künstlern, warum das Bild in Deutschland so scharf kritisiert wird. "Es ist unglaublich wichtig, dass, wenn die indonesischen Künstler in Deutschland sind, dass sie verstehen, was hier in Deutschland passiert ist. Wir sind in Deutschland die Verantwortlichen für die Schoah. Wir kennen diese Bilder und zu was sie führen." Die Kritik der Betroffenen müsse sehr, sehr ernst genommen werden.

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