Impfstoff von Biontech
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"Karl Lauterbach ruft Feuer, um dann Feuerwehr zu spielen"

Die Union hat Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu einem Mangel an Corona-Impfstoffen Anfang 2022 scharf kritisiert. Das Ministerium bekräftigt jedoch, dass sich ein Engpass abzeichne. Die Bundesärztekammer zeigt sich entsetzt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Kritik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an einer vermeintlichen Knappheit bei Corona-Impfstoffen Anfang 2022 hat einen Streit über Versorgungslage und Verantwortlichkeiten ausgelöst.

Ein Blick auf die Fakten zeige, dass Lauterbachs Aussagen ein durchsichtiges politisches Manöver seien, "um die SPD von der Großen Koalition abzusetzen", erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge (CDU), in einem Schreiben an seine Fraktionskollegen. Dies verunsichere die Bürger in einer ohnehin schon politisch angespannten Lage zusätzlich und ohne Not.

Union: Genug Impfstoff vorhanden

Sorge warf dem neuen Gesundheitsminister nun vor, die Situation wissentlich zu dramatisieren: "Karl Lauterbach ruft Feuer, um dann Feuerwehr zu spielen – obwohl er weiß, dass es gar nicht brennt."

Mit den Lieferungen für Dezember stehe genug Impfstoff zur Verfügung, "um den 34 Millionen geimpften Erwachsenen, für die eine Booster-Impfung noch aussteht, kurzfristig ein entsprechendes Angebot machen zu können". Dies gelte auch unabhängig davon, wie viel Impfstoff im ersten Quartal 2022 geliefert werde - nach aktuellem Stand seien dies bereits mehr als 16 Millionen Dosen von Biontech und Moderna pro Monat. Dies sei auch genug, um bei gut 12 Millionen umgeimpften Erwachsenen Erst- und Zweitimpfungen durchführen zu können, konstatierte Sorge.

  • Zum Artikel: "Booster statt Test - Bayerns neue Corona-Beschlüsse im Überblick"

Ministerium bekräftigt Impfstoff-Sorgen

Lauterbach hatte am Dienstag gesagt, dass eine Corona-Impfstoff-Inventur einen Mangel für das erste Quartal 2022 ergeben habe. Ein Sprecher seines Ministeriums bekräftigte am Mittwoch, in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres könne nach derzeitigem Stand deutlich weniger Corona-Impfstoff ausgeliefert werden, als dies jetzt der Fall sei.

Am Donnerstag will Lauterbach das Ergebnis der von ihm eingeleiteten Überprüfung genauer vorlegen. Dann werden konkrete Zahlen erwartet. Er hatte bereits angekündigt, dass er mit den Impfstoff-Herstellern über zusätzliche Lieferungen verhandeln werde. "Ich hoffe, dass ich da in den nächsten Tagen eine positive Botschaft übermitteln kann", sagte er in der ARD. Bemühungen liefen über alle Kanäle, auch direkt zu Unternehmen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek rief den Bund auf, bei der Beschaffung zusätzlichen Impfstoffs "unkonventionelle" Wege zu gehen.

Präsident der Bundesärztekammer: "Etwas sprachlos"

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, zeigte sich fassungslos über den absehbaren Mangel an Corona-Impfstoff für die Auffrischungskampagne. "Wenn man das hört, bleibt einem der Mund offen stehen", sagte Reinhardt im Deutschlandfunk. Es sei völlig unvorstellbar, dass die Logistik in einem Land wie Deutschland nicht funktioniere. "Ich bin etwas sprachlos angesichts der Nachricht."

Reinhardt räumte ein, dass sich die Empfehlungen zu den Impfabständen zuletzt mehrfach verkürzt hätten, so dass mehr Impfstoff in kürzerer Zeit gebraucht werde. Trotzdem sei es völlig unverständlich, dass man nach so vielen Monaten der Pandemie nicht in der Lage gewesen sei, genügend Impfstoff auf Halde zu legen. Man könne sich eigentlich nicht vorstellen, dass der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) davon nichts gewusst habe.

Spahn hatte größere Liefermenge in Aussicht gestellt

Um die Kampagne für die Auffrischimpfungen anzuschieben, hatte der frühere Gesundheitsminister Spahn veranlasst, geplante Lieferungen von Januar in den Dezember vorzuziehen. Hintergrund sind lokale oder regionale Klagen über zu wenig Vakzin, trotz der nach Bundesangaben großen Mengen ausgelieferten Impfstoffs. Ein Problem war, dass Ärzte vor allem Biotech-Impfstoff spritzten und die großen Mengen verfügbaren Moderna-Impfstoff nicht nutzten. Spahn hatte allerdings auch angekündigt, mit Biontech/Pfizer in Verhandlungen über eine Vergrößerung der Liefermenge zu sein.

Am Dienstag wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts 1.012.730 Menschen geimpft. Das sind etwas weniger als am Mittwoch der Vorwoche.

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