Die "Norwegian Dawn" beim Verlassen eines Hafens (Archiv)
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Die "Norwegian Dawn" beim Verlassen eines Hafens (Archiv)

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Cholera-Verdacht: 2.000 Kreuzfahrtgäste sitzen auf Schiff fest

Vor der ostafrikanischen Insel Mauritius sitzen mehr als 3.000 Menschen - gut 2.000 Passagiere und 1.000 Besatzungsmitglieder - an Bord eines Kreuzfahrtschiffs fest. Es besteht der Verdacht, dass an Bord Cholera ausgebrochen ist.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Nach einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankungen an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Norwegian Dawn" sitzen über 3.000 Menschen - darunter gut 2.000 Passagiere - an Bord fest. Die Behörden von Mauritius verweigerten dem Schiff vorläufig das für Sonntag geplante Anlegen im Hafen der Hauptstadt Port Louis, weil der Verdacht besteht, dass auf dem Schiff die Cholera ausgebrochen ist. Nach jetzigem Stand soll die "Norwegian Dawn" möglicherweise am Dienstag ihr Passagiere ausschiffen dürfen.

Zuvor hatte schon die französische Insel La Réunion das Schiff abgewiesen, da man auch hier die Cholera als Auslöser der Erkrankungen an Bord befürchtete. Dieser Verdacht erscheint umso plausibler, weil das südliche Afrika derzeit einen der schwersten Cholera-Ausbrüche seit Jahren erlebt.

Am Montagnachmittag (Ortszeit) ist ein Treffen der Gesundheitsbehörde und anderer Regierungseinrichtungen des Inselstaates geplant, bei dem es um den weiteren Umgang mit dem Fall gehen soll.

Krankheitserreger wird untersucht

Ein Großteil der 2.184 Passagiere der "Norwegian Dawn" sollte eigentlich am Sonntag die Heimreise antreten. Zugleich hätten ursprünglich 2.279 neue Reisende in Port Louis an Bord gehen sollen, teilte die Hafenbehörde mit. Außerdem sind 1.026 Besatzungsmitglieder auf dem Schiff.

Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums nahmen am Sonntagmorgen Proben von rund 15 Menschen an Bord. Mit dem Ergebnis der Untersuchung wird am Dienstag gerechnet. Nach Angaben aus Behördenkreisen sollen mindestens 14 Passagiere sowie ein Besatzungsmitglied an Durchfall und Erbrechen leiden. Sie seien in ihren Kabinen isoliert.

Reederei: Leichte Symptome einer Magenerkrankung

Die US-amerikanische Reederei Norwegian Cruise Line teilte mit, dass bei einer kleinen Anzahl von Gästen der "Norwegian Dawn" auf der zwölftägigen Fahrt von Südafrika leichte Symptome einer Magenerkrankung aufgetreten seien. "Aufgrund zusätzlicher Tests, die von den örtlichen Behörden vor der Einreise verlangt werden, hat die Regierung von Mauritius die Ausschiffung für die aktuelle Kreuzfahrt und die Einschiffung für die nächste Kreuzfahrt um zwei Tage auf den 27. Februar 2024 verschoben", hieß es.

Passagiere beklagen mangelnde Kommunikation

Damit setzt die Reederei wohl eine zurückhaltende Kommunikationspolitik fort, die von einigen Passagieren der "Norwegian Dawn" inzwischen kritisiert wurde. Es sei zwar "alles normal und wir haben Spaß", sagte ein mauritischer Gast der dpa, die Kommunikation an Bord und seitens des Reiseveranstalters seien aber mangelhaft. 

Ein Ehepaar von der Insel La Réunion, das in Kapstadt an Bord gegangen war, bemängelte ebenfalls die Information durch die Reederei. "Kaum hatten wir Kapstadt verlassen, mussten sie wissen, dass es ein Problem gab. Das Buffet war verschwunden. Man bediente uns mit Handschuhen. Es gab Gerüchte über Gastroenteritis", berichtete das Paar. Als der Stopp La Réunion ausfiel, sei man "ein wenig besorgt" gewesen. Der Verdacht auf einen Cholera-Ausbruch sei erst "sehr spät" erwähnt worden.

Für die Passagiere, die nicht unter Krankheitssymptomen leiden, ist aktuell eine unfreiwillige Ruhepause angesagt. "Joggen, Essen, Entspannen", erfuhr ein dpa-Reporter zu den aktuellen Beschäftigungen an Bord.

Hotline für betroffene Passagiere

In einem auf Sonntag datierten Schreiben informierte der Kapitän die Passagiere lediglich darüber, dass sie das Schiff in Port Louis zunächst nicht verlassen würden. Die Reederei bietet außerdem Hotlines für die Passagiere an, um Fragen nach der Umbuchung der weiteren Heimreise zu klären.

Die vorläufig auf Mauritius festsitzenden Gäste wiederum sollen demnach kostenlose Hotelübernachtungen erhalten. Man habe die Hygienemaßnahmen an Bord erhöht und ergreife alle notwendigen Maßnahmen, um die Gäste, die Besatzung und die Reiseziele zu schützen, teilte die Reederei weiter mit.

Beginn der Reise in Südafrika weckte Argwohn

Die 2002 in Deutschland gebaute "Norwegian Dawn" war am 13. Februar in Südafrika auf ihre Reise via Madagaskar nach La Réunion und Mauritius aufgebrochen. Anschließend sollte das Schiff dann mit den neuen Passagieren nach Südafrika zurückkehren. 

Im Süden Afrikas grassiert seit Monaten die Cholera, Hunderttausende von Infektionen wurden festgestellt, mehr als 3.000 Menschen starben. Schon die Behörden der französischen Insel La Réunion hatten deswegen den Verdacht, dass die Magen-Darm-Erkrankungen dem Schiff auf Cholera-Fälle hinweisen könnten, zumal Darmbeschwerden zu den ersten Symptomen zählen. Sowohl die französische Regierung als auch die regionale Gesundheitsbehörde der Insel erklärten die gesundheitliche Situation an Bord des Schiffes für unbefriedigend und wiesen die "Norwegian Dawn" ab.

Die Behörden hätten vorgeschlagen, Mediziner an Bord zu schicken und Tests durchzuführen, erklärte die Präfektur der Insel. Daraufhin habe die Reederei entschieden, den nur für wenige Stunden geplanten Zwischenstopp abzubrechen und direkt nach Mauritius weiterzufahren.

Mit Informationen von dpa

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