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Chilenische Bischöfe beim Papst (17.05.2018)

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Chilenische Bischöfe reichen geschlossen ihren Rücktritt ein

Nach dem Missbrauchsskandal in Chile haben alle Bischöfe des südamerikanischen Landes ihren Rücktritt angeboten. Das teilte die Bischofskonferenz nach einem Treffen den Geistlichen mit Papst Franziskus heute in Rom mit.

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Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass eine gesamte Bischofskonferenz ihren gemeinsamen Rücktritt anbietet: Alle Bischöfe, die zu Gesprächen mit dem Papst nach Rom gereist waren, hätten ihren Rückzug vom Amt erklärt und den Papst gebeten, über jeden von ihnen zu entscheiden, zitierte ein Sprecher in Vatikanstadt aus einer Erklärung der Geistlichen. Der Papst hatte vor einigen Wochen "schwere Fehler" im Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der chilenischen katholischen Kirche angeprangert.

In Chile sollen Sexualdelikte des früheren Pfarrers und Priesterausbilders Fernando Karadima jahrelang von der Kirche gedeckt worden sein. Vor allem Bischof Juan Barros soll ihn in Schutz genommen haben.

Schwere Vorwürfe des Papstes in vertraulichem Schreiben

Papst Franziskus hat den chilenischen Bischöfen schwere Verfehlungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch von Kindern durch Priester vorgeworfen. In einem vertraulichen Schreiben des Papstes hieß es, die gesamte chilenische Kirchenführung sei gemeinsam verantwortlich für die Versäumnisse und den daraus folgenden Vertrauensverlust in die katholische Kirche. Das Dokument wurde vom chilenischen Sender T13 veröffentlicht; der Vatikan bestätigte heute die Echtheit. 

An die Bischöfe gewandt erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche, niemand könne sich selbst ausnehmen und die Probleme auf die Schultern von anderen legen. Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern sei entweder gar nicht oder nur oberflächlich nachgegangen worden, Beschuldigte seien ohne Warnungen in andere Gemeinden versetzt worden und Täter vor schweren Strafen geschützt worden. 

Bischof Barros im Zentrum der Kritik

Franziskus bestellte in dieser Woche die chilenische Bischofskonferenz nach Rom ein, nachdem er selbst "schwere Fehleinschätzungen" im Fall des Bischofs Juan Barros eingeräumt hatte. Noch im Januar hatte Franziskus bei seinem Besuch in Chile die Beschuldigungen gegen Barros harsch zurückgewiesen. Später entschuldigte er sich für seine Wortwahl und leitete neue Ermittlungen zu dem Skandal ein. Barros wird vorgeworfen, von den Taten eines Priesters gewusst und diese ignoriert zu haben. Franziskus sei fassungslos und beschämt über Angaben in dem Bericht, wonach auf Kirchenvertreter, die in Fällen von sexuellen Missbrauchs ermittelten, Druck ausgeübt worden sei, schrieb Franziskus. Sie seien unter anderem gedrängt worden, kompromittierende Dokumente zu vernichten. Ein solches Verhalten zeige mangelnden Respekt für den kirchenrechtlichen Prozess. Solche Praktiken dürften sich in Zukunft nicht wiederholen.