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Bundeswehrsoldat der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK)

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Bundeswehr ermittelt gegen KSK-Elitekämpfer

Schwere Vorwürfe gegen die Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr KSK: Nach Recherchen von Radio Bremen und NDR soll es bei einer Feier bizarre Spiele und rechtsradikale Vorfälle gegeben haben. Die Bundeswehr ermittelt nun.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock.

Bei der Abschiedsfeier für einen Kompaniechef des KSK am 27. April sollen nach Recherchen von "Y-Kollektiv" von Radio Bremen und dem NDR-Magazin "Panorama" unter anderem ein Schweinskopfwerfen veranstaltet worden sein. Außerdem sollen mehrere Soldaten den Hitlergruß gezeigt sowie Rechtsrock gehört haben. Inzwischen bestätigte die Bundeswehr aufgrund der Ermittlungen das Schweinskopfwerfen, die rechtsradikalen Vorfälle aber nicht. Es werde weiter ermittelt.

Zeugin sollte "Hauptpreis" werden

Eine Augenzeugin brachte die Ermittlungen ins Rollen. Sie schilderte, dass sie von einem befreundeten Soldaten zu der Abschiedsfeier auf einer Schießanlage in der Nähe von Stuttgart als "Hauptpreis" für den Kompaniechef eingeladen wurde. "Hauptpreis" meint in diesem Fall Sex. Die Frau war damit einverstanden, sollte kein Geld dafür bekommen. Einige ihrer Angaben kann sie mit WhatsApp-Nachrichten, Flugtickets etc. belegen. Diese Nachrichten belegen etwa die Planung der Veranstaltung durch KSK-Soldaten.

"Jetzt haben wir uns überlegt, was können wir für den Chef machen. Er muss einen Parcours ablaufen. Am Ende bist du dann sein Preis. Dann darf er dich mit ins Zelt nehmen und ordentlich an dir austoben. Glaub mir, das wird genau dein Ding", teilte ihr ein KSK-Soldat mit.

Ansehen der Bundeswehr beschädigt

Auf Nachfrage von Radio Bremen und NDR hatte die Bundeswehr anwesende Soldaten vernommen. Demnach stand dieser Parcours "unter dem Motto 'römisch-mittelalterliche Spiele'. Einige Soldaten trugen deswegen Überhänge, die zu dieser Zeit passen sollten. Zu den Aufgaben zählten Bogenschießen, das Zerteilen von Melonen und Ananas mit einem Schwert, das Zerteilen eines Holzstammes mit einer Axt, das Werfen von Schweineköpfen und das Überwinden einer Hinderniswand".

Der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), sieht bereits hierin eine zu ahndende Beschädigung des Ansehens der Bundeswehr.

"Was diese Ekel-Rituale angeht, auch die haben in der Bundeswehr nichts zu suchen, und ganz egal, ob der Staatsanwalt hier einen Ansatz für eine strafrechtliche Verfolgung findet, es geht schlichtweg nicht, und deswegen muss hier auch hart durchgegriffen werden." Reinhold Robbe (SPD), ehemaliger Wehrbeauftragter.

Zu rechtsradikalen Songs mitgegrölt?

Noch nicht bestätigt hat die Bundeswehr weitere Aussagen der Augenzeugin. Demnach soll am späteren Abend ein Song der Band "Sturmwehr" gespielt worden sein. Zum Refrain sei mehrfach der Hitlergruß gezeigt und mitgegrölt worden. Dieser Hitlergruß soll von von vier Soldaten gezeigt worden sein - unter ihnen der Kompaniechef.

"Sturmwehr ist in der rechtsextremen Szene sehr gut vernetzt, das zeigt sich auch daran, dass sie unter anderem bei den Pressefesten der Deutschen Stimme, das heißt bei der NPD-Zeitung, aufgetreten sind", sagt der Rechtsextremismus-Experte Matthias Quent vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena.

Die Bundeswehr schreibt zu den Rechtsradikalismus-Vorwürfen:

"Nach dem bisherigen Ermittlungsstand haben sich ihre Vorwürfe auf verfassungsfeindliche Äußerungen in Wort, Bild oder Tat nicht bestätigt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen bitte ich um Verständnis, dass wir zum detaillierten Ermittlungsstand derzeit keine weiteren Angaben machen können."

Die Augenzeugin hatte sich bereits während der Abschiedsfeier über die rechten Vorfälle empört und anwesende Soldaten angesprochen. Diese hätten versucht, das Problem klein zu reden, erzählt sie.

"Mir schien es so, als ob die Loyalität groß gewesen ist. Und dass die anderen daraus keine große Sache machen wollten. Dass sie versucht haben, es unter den Teppich zu kehren." Augenzeugin