Soldaten der Armee von Sri Lanka stehen in der Hauptstadt Colombo vor einem ausgebranntem Bus Wache.
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Die Unruhen in Sri Lanka infolge der schweren Wirtschaftskrise sind eskaliert.

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Ausgangssperre in Sri Lanka – mindestens sechs Tote bei Unruhen

Bei Unruhen in Sri Lanka sind seit Montag mindestes sechs Menschen gestorben und 200 verletzt worden. Trotz Ausgangssperre gehen die Proteste weiter – gegen die Regierung und die desolate Wirtschaftslage. Der Ministerpräsident ist zurückgetreten.

In Sri Lanka, das von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert wird, dauern die Unruhen seit Wochen an. Am Montag sind die Proteste gewaltsam eskaliert. Anhänger des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Mahinda Rajapaksas waren mit Bussen in die Hauptstadt Colombo gefahren und griffen demonstrierende Regierungsgegner mit Stöcken und Knüppeln an. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.

Seit Montag mindestens sechs Tote und mehr als 200 Verletzte

Seit Montag gab es nach Polizeiangaben mindestens sechs Tote. Mehr als 200 Verletzte wurden in ein Krankenhaus gebracht. Anschließend verkündete das Verteidigungsministerium eine Ausgangssperre und forderte die Menschen auf, vorerst zu Hause zu bleiben. Die Ausgangssperre soll bis Mittwochfrüh andauern.

Sonderbefugnisse für Polizei und Militär

Die Regierung von Präsidenten Gotabaya Rajapaksa hat die Polizei und das Militär mit Notfall-Sonderbefugnissen ausgestattet. Menschen können nun ohne Haftbefehl in Gewahrsam genommen werden, wie die Regierung am Dienstag mitteilte. Das Militär muss Festgenommene zudem erst nach 24 Stunden an die Polizei übergeben. Außerdem sind Zwangsdurchsuchungen von Privatanwesen erlaubt.

Abgeordneter erschießt 27-Jährigen und nimmt sich dann das Leben

Bei den Protesten war nach Polizeiangaben der Abgeordnete Amarakeerthi Athukorala von der Regierungspartei zu Tode gekommen. Nachdem er einen 27-Jährigen erschossen und einen weiteren Menschen verletzt hatte, soll er sich das Leben genommen haben. Ein weiterer, namentlich nicht genannter Politiker der Regierungspartei, eröffnete den Angaben zufolge im Süden des Landes ebenfalls das Feuer auf Demonstranten und tötete dabei zwei Menschen.

Brennende Häuser und Autos

Landesweit brannten Häuser des Rajapaksa-Clans sowie von Politikern der Regierungspartei. Insgesamt wurden im Zuge der Proteste mehr als 70 Häuser und Büros von Mitgliedern der Familie des Premiers und des Präsidenten Gotabaya Rajapaksa, seines Bruders, sowie von ehemaligen Ministern und Parlamentsabgeordneten angezündet. Sie brannten komplett nieder. Überdies seien mehr als 150 Fahrzeuge beschädigt worden.

Forderung nach Rückzug des Präsidenten

Als Reaktion auf die schweren Ausschreitungen traten Rajapaksa und sein gesamtes Kabinett am Montag zurück. Dagegen bleibt der Bruder des Ex-Regierungschefs, Präsident Gotabaya Rajapaksa, im Amt. Am Dienstag versammelten sich ungeachtet der Ausgangssperre mehrere Hundert Demonstranten und forderten auch den Rückzug des Präsidenten, den Bruder des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Mahinda Rajapaksa. Die Brüder an der Staatsspitze werden für die Wirtschaftskrise in Sri Lanka verantwortlich gemacht.

Demonstrationen wegen Wirtschaftskrise

Die Demonstranten in Sri Lanka machen die Regierung für die schwerste Wirtschaftskrise des Landes seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1948 verantwortlich. Ein wesentlicher Auslöser für die Krise war der Einbruch des internationalen Tourismus infolge der Corona-Pandemie.

Der Inselstaat im Indischen Ozean steht am Rande des Bankrotts und bedient seine ausländischen Kredite nicht mehr. Demonstranten fordern seit Wochen, dass Mitglieder der Familie Rajapaksa ihre politischen Ämter aufgeben. In dem Staat mit etwa 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten. Dem hoch verschuldeten Land fehlt das Geld für Importe.

Neuer Premierminister soll bestimmt werden

Am Dienstag nun sollen sich Abgeordnete im Parlament treffen, um einen neuen Premierminister zu bestimmen. Mit dem Rücktritt des Regierungschefs verloren auch alle Minister ihre Posten. Wenn ein neuer Premierminister bestimmt ist, soll der Präsident neue Minister auswählen. Diese sollen dann eine Übergangsregierung stellen.

Mit Material der Agenturen AFP, AP und Reuters

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