Man nehme einen rund 32 Meter langen und fast 40 Tonnen schweren Stahlträger, lege ihn auf eine Stahlbetonbrücke und erzeuge mit speziellen Hydraulikpressen einen Druck von 1.400 Tonnen. So haben die Wissenschaftler in Hammelburg quasi unter "Laborbedingungen" die Belastung simuliert, die rund 1.000 Autos entspricht, die über eine Brücke rollen.
"Grundsätzliche steht es um unsere Brücken nicht schlecht. Wir haben nur das Problem, dass in Deutschland etwa die Hälfte unserer Brücken älter als 35 Jahre sind. Und der Schwerlastverkehr hat sich erheblich verändert. Das bedeutet: Unsere Bauwerke werden wesentliche stärker belastet als damals berechnet"
Prof. Oliver Fischer, TU München
Noch nie am echten Objekt untersucht
Damit wollten die Münchner Forscher eine Frage klären, deren Antwort zwar bislang schon oft berechnet, aber noch nie am echten Objekt untersucht wurde: Was halten unsere Stahlbetonbrücken tatsächlich aus? Eine im wahrsten Sinne Millionen-Frage, denn davon hängt schließlich ab, wann Brücken verstärkt oder gar abgerissen und neu errichtet werden müssen.
"Defizite gibt es vor allem im Bereich von Brückenpfeilern. Dort überlagern sich mehrere Trageffekte. Allerdings fehlen uns auch da noch genauere Erkenntnisse, was dort passiert. Wenn wir verstehen, was dort passiert, können wir unsere bestehenden Modelle verbessern. Und damit zusätzliche Reserven ergründen und die Bauwerke damit länger leben lassen."
Prof. Oliver Fischer, TU München
Stahlbetonkonstruktionen halten mehr aus als gedacht
Zwar dauert die Auswertung der Daten noch an. Eines können die Wissenschaftler aber heute schon sagen: Das Knacken der alten Saalebrücke hat gezeigt: Stahlbetonkonstruktionen halten offenbar mehr und länger aus, als bislang vermutet. Die Forscher gehen davon aus, dass aufgrund ihrer Versuchsergebnisse die bisherigen Berechnungsmodelle für die vertretbare Belastung von Straßenbrücken weiter verbessert werden können.