Der ehemalige "Bayernkurier"-Chefredakteur Wilfried Scharnagl stärkt in der CSU-Personaldebatte Horst Seehofer den Rücken und kritisiert Parteimitglieder, die öffentlich über eine Ablösung Seehofers nachdenken.
"Erwin Huber, von mir hoch geschätzt, gehört leider auch zu denen, die sich permanent äußern müssen." Wilfried Scharnagl in der radioWelt auf Bayern 2
Es tue ihm "persönlich leid", so Scharnagl, dass Seehofer öffentlich kritisiere. Huber habe selbst seine Erfahrungen mit der Partei gemacht, als "unter seinem Vorsitz die CSU krachend eine Wahl verloren hat". Er bedauere es, betonte Scharnagl, dass sich in der Partei eine "ganze Anzahl von Leuten" nicht an die Vereinbarung halte, erst nach dem Ende der Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen in Berlin eine Personaldebatte zu führen. Seehofers Zurückhaltung hingegen lobte er.
"Es kommt nicht auf die Schnelligkeit einer Entscheidung an, sondern auf ihre Richtigkeit." Wilfried Scharnagl
Der CSU-Chef trage die Verantwortung, die Partei auf eine schwierige Landtagswahl im nächsten Jahr vorzubereiten, sagte Wilfried Scharnagl.
Lust aufs Amt des Ministerpräsidenten
Zu als möglichen künftigen Ministerpräsidenten in Bayern äußerte sich Scharnagl zurückhaltend.
"Das ist sein gutes Recht, diese Lust zu haben. Es gibt in der CSU erfreulicherweise mehrere, die diese Lust haben, Ministerpräsident oder Ministerpräsidentin zu werden." Wilfried Scharnagl
Indirekt äußerte der ehemalige "Bayernkurier"-Chef Kritik an Söder.
"Das ist normal, dass begabte, tüchtige Politiker meinen, sie hätten das Zeug, an die Spitze zu kommen und dass sie das probieren. Das ist die Frage, wie sie das probieren. Ob sie sich an die in der Partei vereinbarten Wege halten: Also zunächst Mal: Ruhe, arbeiten, schauen, dass wir in Berlin möglichst viel erreichen und dann über die Personalien debattieren mit Seehofer." Wilfried Scharnagl
Katastrophe nach dem Putsch gegen Stoiber
Abschließend schickte Scharnagl mahnende Worte an seine CSU-Parteifreunde.
"Wer meint, man könne durch eine Totalbeschädigung des Parteivorsitzenden in eine erfolgreiche neue Wahl gehen, der sollte sich erinnern, wie es der CSU gegangen ist, nachdem man in einem Putsch Edmund Stoiber gestürzt hat, und dass dann eine Landtagswahl kam, die eine Katastrophe war." Wilfried Scharnagl