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Star-Architekt Francis Kéré plant Waldorfschule in Weilheim

In Burkina Faso ist der Star-Architekt Francis Kéré zur Welt gekommen, und dort hat er auch seine ersten Bauten realisiert: Jetzt plant der 52-Jährige ein Gebäude für eine Waldorfschule in Weilheim. Von Moritz Holfelder

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Die Pinakothek der Moderne widmete 2016 dem Architekten Francis Kéré bereits die Einzelausstellung "Radically simple". Im Pfaffenwinkel erläuterte er nun seine Pläne.

Der Traum vom eigenen Schulhaus

Drei Metallschalen, in denen dicke Holzscheite brennen, stehen als eine Art Leit-Feuer am Weg Richtung Versammlungsort. Der langgezogene Barackenbau ist das temporäre Quartier der Freien Waldorfschule Weilheim, Standort Huglfing. Auf einem Hügel oberhalb des Bahnhofs, zehn Kilometer südlich von Weilheim, werden seit 2014 rund 100 Kinder unterrichtet. Ab Herbst werden es dann 135 Schüler sein, in den Klassen eins bis fünf.

Schon seit einiger Zeit träumen Eltern, Lehrer und Unterstützer von einem eigenen Schulhaus – und nun könnte diese Vision Wirklichkeit werden. In Frage kommt ein Grundstück am östlichen Rand von Weilheim, das sogenannte Erdbeerfeld am Narbonner Ring. Letztes Jahr im Herbst hat man nach vielen Vorgesprächen sechs Architekturbüros eingeladen, um eines für eine Machbarkeitsstudie auszuwählen.

Begehbare, begrünte Dächer

In dem Veranstaltungsraum sitzen rund 70 Leute. Gleich zu Beginn ist von einem kleinen Fauxpas die Rede, denn eigentlich hätte man die Machbarkeitsstudie zuerst im Weilheimer Stadtrat erörtern sollen, bevor man sie der Öffentlichkeit präsentiert. Francis Kéré ist da, der weltbekannte Architekt sitzt tatsächlich vorne in der ersten Reihe und lässt geduldig fast eine Stunde lang alle Lobreden über sich ergehen, bevor er dann endlich selbst ans Pult treten darf:

"Hallo, erstmal willkommen! Honoratioren und Politiker und Repräsentanten! Darf ich ehrlich sein? Nach diesen Einführungen von Ihnen hätte ich jetzt mehrere Wochen gebraucht, um mich vom Lob zu erholen, bevor ich dann zu Ihnen spreche. Aber wir haben alle keine Zeit. Wir versuchen, das, was wir gemeinsam erarbeitet haben, vorzustellen." Francis Kéré

Die Machbarkeitsstudie zeigt einen schön gegliederten, ziemlich großen Komplex, der an der Straßenseite hin zum viel befahrenen Narbonner Ring auch als Lärmschutzwall dient. Von den ins Erdreich versenkten Räumlichkeiten, der Sporthalle, einem öffentlichen Café und dem Festsaal, ragen nur die gewölbten Dächer hervor – sie sollen begehbar sein und begrünt werden.

"Und wenn man auf genau diesen öffentlichen Gebäuden oder Funktionen wirklich einen Gemüsegarten, sagen wir ein Feld, ein Anbaufeld, anlegen kann, beispielhaft, dass das zum Unterricht gehört, dann haben wir gewonnen." Francis Kéré

Weiter entfernt und geschützt vor der verkehrsreichen Straße werden dann in Richtung Feld die eigentlichen Schulgebäude stehen – kleinere Einheiten mit den Unterrichtsräumen, aufgeteilt in Grundschule und Gymnasium. Barrierefreie, nachhaltige Architektur mit Rampen statt Treppen. In der Mitte ein zentraler Ort der Begegnung und daneben Möglichkeiten für den individuellen Rückzug.

Wie im Heimatdorf in Burkina Faso

Francis Kéré ist vor allem von dem gemeinschaftlichen, partizipativen Prozess des Redens, Entwerfens und Bauens begeistert. Er bekomme jeden Monat ein Angebot, eine Schule zu planen, aber hier sei es anders, das erinnere ihn tatsächlich an sein erstes realisiertes Bauprojekt, die Grundschule in seinem Heimatdorf in Burkina Faso.

Damals finanziert durch den dafür gegründeten Verein "Schulbausteine für Gando", die heutige "Kéré Foundation". Der Lohn dafür: 2004 bekam der Architekt die wichtigste Auszeichnung für Baukunst in der islamischen Welt, den Aga-Khan-Preis.

Yes, we can!

Klingt wie ein Märchen – und ist es bisher auch. Als Lichtgestalt bezeichnen die Verantwortlichen der Freien Waldorfschule Weilheim den Stararchitekten, der ihnen aus dem Himmel irgendwie vor die Füße fiel. Kéré, der Baumeister des sozialen Miteinanders, begeistert die Menschen, weil er an das Wunder glaubt, bereits nächstes Jahr mit den Arbeiten beginnen zu können. Ja, er wisse schon (und lächelt dabei) – es handle sich bisher nur um eine Machbarkeitsstudie, und es gebe quasi noch keine Finanzierung, aber jetzt …

"... sieht man, wieviel auf dem Grundstück möglich ist. Und jetzt gehen wir an den Rechner. Und dann werden wir gegen Ende März Zahlen haben und auch jetzt schauen, wie kann man innovativ mit den Materialien umgehen und dann auch mit den Formen, so dass man sogar auch in Bayern bauen kann, so dass man stolz darauf ist, dass man nicht sehr viel Geld verpulvert hat. Das müssen wir nochmal berechnen. Ich hoffe, dass es sehr günstig wird, ich bin auch davon überzeugt, das können wir." Francis Kéré