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Symbol der Arbeiterwohlfahrt

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Sozialverbände und Politik: Wie Unternehmen

Eines müsse einem klar sein, so Politikwissenschaftlerin Ursula Münch: Sozialverbände wie die Caritas, die Diakonie oder die Arbeiterwohlfahrt seien auch nichts anderes als Unternehmen, die ihre Interessen verträten.

"Ein Wohlfahrtsverband steht Institutionen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zur Verfügung, wird dafür entschädigt und hat natürlich auch relativ viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da muss man natürlich schauen, dass die genug Arbeit bekommen. Man ist immer wieder daran interessiert, dass man Aufgaben zugewiesen bekommt, dass man ein Heim, eine Kindertagesstätte betreiben darf und darauf übt man natürlich einen gewissen Einfluss. Man ruft dann schon laut: Hier, das können wir und das übernehmen wir." Ursula Münch, Politikwissenschaftlerin

Eine Sonderrolle nimmt dabei der VdK ein. Der mit 680.000 Mitgliedern allein im Freistaat zahlenmäßig stärkste Verband betreibt bis auf eine Sozialberatung keine Einrichtungen wie andere Organisationen, also weder Pflegedienst noch Krankenhaus. Der VdK ist deshalb unabhängiger von der Politik und äußert seine Kritik an der Staatsregierung deshalb gewöhnlich schärfer als die "Wettbewerber".

Lobbyarbeit und Druck

Ohne Druck gehe nichts, sagt Bayern- und Bundes-Vorsitzende des VdK Mascher, das habe ihr Horst Seehofer einmal offen gesagt. In diesem Sommer hat der VdK darum in allen Regierungsbezirken Großveranstaltungen mit 800 bis 900 Gästen gemacht. Hier sollen die Bundestagskandidaten Rede und Antwort stehen, für Mascher auch eine Art von Lobbyarbeit:

"Es wird ja häufig gesagt: Ja, arme Leute, arme Menschen, Kranke, chronisch Kranke haben keine Lobby. Da kann ich nur sagen. Der VdK ist eure Lobby. Wir versuchen hier Lobbyarbeit zu machen. Wir haben zwar keinen großen Apparat, der dann in irgendeinen Ministerium jemanden entsendet, der dann auch bei der Formulierung von Gesetzen hilft, aber wir haben die Möglichkeit, an die Öffentlichkeit zu gehen." Ulrike Mascher, Vorsitzende in Bayern und gleichzeitig VdK-Bundesvorsitzende

Zwar ist Sozialpolitik oftmals Bundessache, etwa die Themen Renten, Pflege oder Krankenversicherung. Doch die Ausgestaltung, die geschehe vor Ort, in den Kommunen und auf Landesebene. Darum ist allen Verbänden der Draht zu den Abgeordneten und Ministerien wichtig, im Hintergrund und öffentlich.